Manchmal braucht man einen Motivator | Shuru.de
Motivation

Manchmal braucht man einen Motivator

Wissenslevel    

Eigentlich wollte ich es mir nur anschauen, was ich damals so unterschrieben habe. Plötzlich war ich von 30 Kindern umgeben und musste erklären, wie man einen Hochsprung macht. Erkenntnisse, welche für das ganze Leben wichtig sind und wie einfach es manchmal sein kann Neues zu erreichen.Aber fangen wir von vorne an: Mitte 2014 fragte mich mein Trainer, Michael Port, ob ich Gründungsmitglied in seinem neuen Verein sein möchte. Perpetuum Mobile e.V..

Das Ziel: Kindern und Jugendlichen zeigen, dass Bewegung Spaß machen kann. Damals konnte ich mir nicht im geringsten vorstellen, was dahinter steckt. Da ich meinen Trainer sehr wertschätze und Sportprojekte generell toll finde (besonders da immer mehr dicke Kinder vor ihren Smartphones hängen und kein Sport machen) habe ich zugesagt. Am Gründungsabend trafen sich die Gründungsmitglieder in einem Restaurant und Micha stellte die Satzung vor. Auch da konnte ich mir wenig darunter vorstellen, was er macht – aber es klang zumindest gut. Also unterschrieb ich. Als nach ein paar Wochen die sonst übliche Waschmaschine nicht geliefert wurde, war ich froh und wusste, dass ich nichts Falsches gemacht habe.

Nur ein paar Posts auf Facebook riefen das Projekt ab und zu mal in mein Gedächtnis. Erst zwei Jahre später, im März 2016 unterhielten Micha und ich uns erneut über Perpetuum Mobile. Er benötigte etwas technischen Beistand von mir. Aber um ihm richtig zu helfen, wollte ich das „drum herum“ verstehen. Also haben wir ausgemacht, dass ich zur nächsten Projektstunde einfach mal vorbei komme und es mir anschaue.

Anschauen. Dachte ich. Am Abend vorher bekam ich noch ne SMS, wo wir uns treffen und dass ich doch bitte Sportklamotten mitnehmen soll. Wird also doch nicht nur zuschauen. Am nächsten Tag trafen wir uns vor der Schule und er erklärte mir, dass ich heute assistieren werde. Ich hatte zwar noch nicht viel mit Achtjährigen zu tun – aber warum nicht?!
Anfangs war es etwas ungewohnt mit 30 Kindern in einem Sitzkreis in der Mitte der Sporthalle zu sitzen. Ich fühlte mich, als wäre ich wieder selbst in der Schule. Was ich genau machen sollte, wusste ich erst, als Micha die Stationen vorstellte und die Kinder in kleine Gruppen aufteilte. Erst Laufschule und im Anschluss drei Stationen: Badminton, Hockey und Hochsprung. Meine Aufgaben beim Hochsprung waren recht einfach: Erklären, vormachen, helfen. Natürlich war es am Anfang es fremd. Ich wusste nicht, wie ich mit den Kindern umgehen kann, wie ich mit ihnen sprechen soll und wie ich reagieren kann und darf. Aber schon nach ein paar Minuten wurde klar, was das Wichtigste ist: Motivieren, ermutigen und loben.

Manchmal fehlen nur Kleinigkeiten…

Wenn ich durch die Innenstadt gehe frage ich mich, wie manche Eltern mit ihren Kindern umgehen. In der linken Hand die Hand des Kindes, in der Rechten ihr Smartphone. Vollkommene Ignoranz dem Kind gegenüber. Während der Begleitung des Projekts wurde mir einiges bewusst. Viele Kinder sagen am Anfang, dass sie es nicht schaffen werden, es nicht können und auch nicht probieren wollen. Doch nur ein bisschen Zuwendung und Motivation rufen in den Kids ungeahnte Fähigkeiten hervor. Meistens klappte es schon nach zwei bis drei Versuchen. Wenn man im Anschluss den Erfolg aufzeigt, fangen die Augen auch direkt an zu leuchten. Und wenn es doch nicht so klappt, dann wechselt man in ein paar Minuten eben zur nächsten Station und findet dort mehr Spaß daran. Im abschließenden Sitzkreis wollten dann auch direkt ein paar Kinder neben mir sitzen – ich war überwältigt.

Intrinsische und extrinsische Motivation

Schon nach ein paar Minuten Beschäftigung mit den Kleinen, etwas Zuwendung, Motivation und nachträglichem Loben schafft man es, dass sie über sich hinaus wachsen, sich für neue Sachen interessieren und Spaß an neuen Dingen finden. Der Verein Perpetuum Mobile erreicht genau das, was anscheinend immer mehr Eltern versäumen: Kinder herauszufordern, Motivation und Durchhaltevermögen erzeugen. Das sind Dinge, die man immer wieder im Leben braucht. Durch etwas Motivation von Außen (dies nennt man auch „extrinsische Motivation“) entsteht ein innerer Antrieb (und das nennt man „intrinsische Motivation“), welche das ganze Leben lang anhält und ein gutes und erfolgreiches Leben fördert. Genauso wird ein grundsätzliches Interesse, Offenheit und eine andere Herangehensweise gegenüber neuen Dingen gefördert.

Diese „Umwandlung“ von extrinsische in intrinsische Motivation ist ein langer Weg. Fällt die äußere Motivation weg, weil kein Trainer dabei ist der motiviert, sinkt das anscheinend freiwillige Verhalten schnell ab. Und einmal die Woche Sport reichen leider nicht aus, um in den Kindern diese intrinsische Motivation und das Interesse an neuen Dingen zu fördern. Aber genau in diesem Alter ist es noch einfach diese Eigenschaften herauszubilden und zu festigen. Umso älter der Mensch wird, desto schwieriger wird es, dieses Verhalten zu entwickeln. Und seien wir ehrlich: Immer nur auf der Stelle treten, nie neue Wege gehen und Angst vor Veränderung haben macht das Leben nicht gerade besser.

Schreib einen Kommentar