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Motivation

Fallen – Aufstehen – Weitermachen – So einfach?

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Geschrieben von Max
Wissenslevel    

Es ist doch immer gleich: Man bekommt eine Aufgabe und will diese dann so schnell wie möglich erledigen. Hat man sich ein Ziel gesetzt setzt man alles daran, Dieses zu erreichen. Kämpft man gegen eine Krankheit an, will man diese schnellstmöglich los bekommen. Und dann passiert es trotz sorgfältiger Vorbereitung und Planung: Man kann die Aufgabe nicht erfüllen oder das Ziel ist plötzlich ganz weit weg, weil irgendetwas dazwischen kommt. Oder der Heilungsprozess klappt nicht so wie erhofft.

Diese Situationen kennt jeder. Manchmal ist es leichter, manchmal schwerer mit dem Rückschlag zurecht zu kommen. Ist man erstmal in dieser Situation sieht man meist die positiven Dinge darin nicht mehr. Aber was kann man daraus denn Positives überhaupt ziehen?!

In Allem gibt es etwas Positives!?

Nach meinem Ironman Frankfurt Debüt 2013 habe ich mich entschlossen die nächsten Jahre dann doch noch etwas Tempo mitzunehmen. Das folgende Jahr lief gut, jedoch 2015 kamen einige Dinge zusammen. Arbeit, Abschlussprüfung und der Start von NDurance* haben dazu beigetragen, dass ich mich Anfang der Saison nicht auf den Sport konzentriert habe. Als der erste Teil der Abschlussprüfung Ende April vorbei war, begann ich panisch wieder mit dem Sport. Der erste Wettkampf stand fünf Wochen später an. Zu schnell angefangen, keine Ruhetage gehabt, nicht gedehnt. Das führte dazu, dass ich bereits nach zwei Wochen das Training reduzieren musste und zum Arzt ging. Erst zum Orthopäden und dann zum MRT. Diagnose: Knorpel unter der Kniescheibe kaputt. Kein Sport mehr. Zumindest kein Triathlon mehr. Abgesehen von den Wettkämpfen war das eine niederschmetternde Diagnose. Nach zwei Tagen Trauer hatte ich noch mal einen Termin bei meinem Sportmediziner, einem Facharzt für Knie und anschließend bei meinem Naturheilpraktiker.** Es folgten acht Monate Rehabilitation. Wenig Sport, super langsam das Training wieder steigern. Dehnen. Reha. Frustration, dass man es zu schnell anging. Angst, dass es nie mehr besser wird. Erst gegen Ende des Jahres, passend zur neuen Saison konnte ich wieder richtig mit dem Sport anfangen. Dieses mal aber deutlich intelligenter: Dehnen, Pausen einhalten und vielleicht auch mehr auf den Trainer hören…

Währenddessen war es echt scheisse. Viele negative Gefühle, Ängste und Tiefs. Aber ich habe auch gelernt, mit der Situation zu leben und mal etwas Abstand zu den Emotionen zu nehmen und es objektiver zu betrachten:

  • Mit dem Problem konfrontieren: Ich habe mir klar gemacht, dass es das Problem gibt und es so hingenommen
  • Mit dem Schlimmsten rechnen: Wenn ich keinen Triathlon mehr machen kann, was mache ich dann?
  • Alternativen Überlegen: Ich habe mir eine alternative Sportart rausgesucht. Dieser „Plan B“ hat den Druck und die Angst etwas von mir genommen
  • Positive Gedanken gemacht: Nachdem ich die Situation erstmal als solche hingenommen hatte, bin ich dazu übergegangen, sich an den positiven Dinge festzuhalten. Ich habe mich über drei Kilometer laufen ohne Schmerzen gefreut. Oder über das spazieren gehen auf meinen normalen Laufstrecken. Das sind alles nur sehr kleine Dinge, aber diese helfen, damit klar zu kommen und nach vorne zu schauen

Anfang der Woche hatte ich eine Leistungsdiagnostik im Laufen. Dort wird geschaut, wie sich der Körper beim Sport verhält. Das Ergebnis fiel sehr positiv aus: Ich habe ein neues Spitzenniveau erreicht und kann eine höhere Laufleistung erziehen! HELL YEAH!

Trotz eines beschissenen und entmutigenden Jahres stehe ich besser da als je zuvor. Das Training läuft ideal und die Werte sprechen für sich. Ich bin motiviert in die Saison gestartet und platze schon fast vor Vorfreude auf die ersten Wettkämpfe.

Wie auch Shakespeare sagte:

„Ein tiefer Fall führt oft zu höherem Glück.“
     -Shakespeare

Ein anderer Standpunkt

Das ist nun im Sport und das ist etwas – auch wenn es für mich irgendwie schon unvorstellbar ist – entbehrliches. Im Job kann man nicht einfach mal so acht Monate Pause machen und abwarten, bis alles wieder gut ist. Da bekommt man eine Aufgabe oder überlegt sich ein ganz tolles Ding, arbeitet wochenlang an seiner Idee, macht Entwürfe und es wird vielleicht sogar zu seinem Herzensprojekt.

Bei NDurance war das letztens ganz ähnlich: ich dachte mir ein neues Feature aus und machte mir tagelang darüber Gedanken. Es reifte im Kopf. Immer mehr Feinheiten kamen hinzu und irgendwann war ich fest davon überzeugt, dass es das geilste Feature ist, was ich mir bisher ausgedachte. Anschließend entwickelte ich einen ersten Entwurf, verfeinerte Diesen, und erstellte am PC ein Weiteren. Sieht gut aus! Immer mehr Begeisterung stieg in mir hoch. Jetzt musste ich das Feature nur noch realisieren. Tagelang saß ich dran. Erst das Grundgerüst und die Buttons. Am Ende noch ein paar Animationen, damit das alles noch viel geiler wird.

Dann kam der Moment: Ich präsentierte es der Weltöffentlichkeit. Oder zumindest einem kleinen Teil davon: Meinem Trainer. Der soll das später ja auch mal nutzen. Alles gezeigt, jede Einzelheit erklärt und was man alles damit machen kann. Wunderbar. Stolz… Dann kommt ein High Five. Aber eher… so ins Gesicht: „Das Feature ist zu komplex – vielleicht für etwas anderes gut, aber ich sehe da zu viel unnötigen Schnickschnack. Und darin sehe ich keine Nutzen…“*** BÄM. Voll frustriert. Leckt mich doch alle am Arsch…

Nachdem ich mich fünf Minuten innerlich aufgefressen hatte, wurde ich dann wieder etwas ruhiger und objektiver. Wir haben lange darüber gesprochen, was er braucht. Was für ihn sinnvoll und was sinnfrei ist. Schon während dem Gespräch überlegte ich, wie ich es besser aufbauen kann. Was muss geändert werden und was kann ich wiederverwenden?

Auf dem Heimweg kam dann wieder etwas mehr Frustration auf und ich hab mich geärgert. Das ging dann auch noch einen Tag so weiter. Währenddessen wurde mir aber auch bewusst, dass es nichts bringt, sich nur in Frust zu steigern, sondern zuerst mal das Kernproblem zu erkennen und anschließend eine Lösung zu finden. Wobei ich es alles andere als einfach finde, mich selbst zu reflektieren. Besonders, wenn man negativ eingestellt ist. Aus der vergangenen Trainingssaison habe ich aber bereits gelernt: Abstand gewinnen und die Situation objektiv beleuchten. Somit habe ich daraus wieder viel gelernt. In erster Linie, wie ich den Prozess von der Idee bis zum fertigen Feature anders gestalten muss. Aber auch besonders, dass man sich nicht in Frust steigern und sich schlecht reden soll. Genauso bringt es nichts, nur über das Problem nachzudenken. So kommt man einfach nicht weiter.

Zurückgehen. Lernen. Weitermachen.

Egal ob im Sport, auf der Arbeit oder sonst wo: Nur über das Problem nachdenken und frustriert sein bringt nichts. Genauso aufgeben. Dann kommt man nämlich nie ans Ziel. Es gibt harte Zeiten. Sie tun weh und machen einen mental auch echt fertig. Aber geht man einen Schritt zurück, distanziert sich etwas davon und betrachtet die Situation und das Problem anders, kommt man viel eher an sein Ziel. Nur diesen Schritt zu machen ist verdammt schwer. Wenn man dran bleibt, sich reflektiert und beobachtet, bin ich mir sicher, dass es mit der Zeit einfacher wird.

Egal worin man erfolgreich sein will – man muss einfach nur reflektieren und lernen! Von einem meiner Lieblingsautoren Dale Carnegie stammt folgendes Zitat:

„Der Erfolgreiche lernt aus seinen Fehlern und wird auf neuen Wegen von vorne beginnen.“
     – Dale Carnegie

Wie geht ihr mit Rückschlägen um? Habt ihr eine andere erprobte Methode? Über ein Kommentar würde ich mich freuen!

Anmerkungen

* NDurance habe ich mit Tom und Boris letztes Jahr gegründet und war dort für die Website, das Projektmanagement und die Kommunikation zuständig

** Die endgültige Diagnose war dann auch eine andere: Die Kniescheibe war – im Vergleich zu meinen gleichaltrigen Mitmenschen – nur etwas mehr abgenutzt. Das war auch nicht das Problem. Meine Sehne von der Kniescheibe zum Schienbein war entzündet, da an Dieser in kurzer Zeit eine sehr starke Belastung auftrat und durch die fehlende Entspannung auch keine Entspannung für die Sehne eintrat (sog. Patellaspitzensyndrom).

*** Kein Wortlaut – ist eher das, wie ich denke, wie ich es gehört habe

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