Motivation kennt jeder und Motive hat man auch schon mal gehört. Aber was ist das genau? Motive sind unser Antrieb, sie bringen uns die nötige Motivation. Sie müssen nur aktiviert werden. Die Frage ist nur, wie das geht? Dafür müssen wir erstmal verstehen, was Motive sind und wie sie funktionieren. Danach können wir rausfinden, welche uns antreiben oder uns blockieren.
Inhalt des Artikels
Was sind Motive?
Motiv kommt vom lateinischen „movere“ und bedeutet bewegen. Es sind also diese Dinge, die uns dazu bringen etwas zu erledigen. Dabei geht es nicht immer nur um Sport, es sind alle Dinge im Leben. Ohne einen Antrieb werden wir nichts machen.
Du kennst sicherlich die Situation: Du liegst ganz entspannt auf der Couch und schaust eine Folge deiner Lieblingsserie. Dann kommt dir der Gedanke, dass du ja noch Sport machen wolltest. Es ist aber gerade so viel angenehmer auf der Couch noch die spannende Schlacht zu sehen. „Die Folge noch, dann mach ich Sport“. Dann ist die Folge vorbei und die nächste ist nur einen Klick entfernt. „Naja, die eine noch“. Und plötzlich ist es dunkel und dann ist die Lust auch komplett weg.
Um aus der „die eine Folge noch“-Spirale raus zu kommen, kannst du dich zwingen. Oder du überlegst dir, warum du den Sport machst und überredest dich selbst. Auf lange Sicht wird das aber nicht funktionieren, weil du immer wieder gegen dich selbst ankämpfen musst, um Sport zu machen. Du musst deinen inneren Antrieb finden.
Wo finden wir unsere Motive?
Motive selbst treiben dich nicht sofort und immer an. Sie sitzen ganz tief im Unterbewusstsein und können nicht einfach abgerufen werden. Erst wenn eine passende Situation kommt, werden deine Motive zu einer echten Motivation: Du liegst auf der Couch und schaust die Serie, doch plötzlich steht dein bester Freund (oder die beste Freundin) in Laufklamotten vor der Tür. Dann hast du eine Situation, die dein Motiv in Motivation umwandeln kann und du gehst Laufen.
Das schwierige ist, herauszufinden, was unsere Motive sind. Selbst wenn wir darüber nachdenken, wir können uns nicht sicher sein, dass es das eine oder andere Motiv ist. Was wir machen und warum wir es machen sind zwei verschiedene Dinge. Sie sind unser Motor, aber welcher Motor es ist, können wir so nicht herausfinden. Und da wir sie im Baby-Alter erlangt haben, können wir uns nicht mal erinnern, wieso wir sie haben.
Welche Motive gibt es?
Bevor wir herausfinden, welchen Motor wir haben, müssen wir erstmal wissen, welche Motoren es gibt. Es wurde lange geforscht, bis man drei Motive gefunden hat, die sich voneinander unterscheiden und allgemeingültig sind. Bei jedem Menschen sind ein oder zwei dieser Motive stärker ausgeprägt. Sie treiben die Person in einer gewissen Situation mehr an als die Anderen. Dennoch sind sie nur die Basis für unser Verhalten.
Bei jedem dieser Motive gibt es Dinge, die man erreichen will und Dinge, die man vermeiden will. Du wirst merken, dass diese Dinge aber nicht vollständig erreicht werden können, sie sind unstillbar. Trotzdem wird mit jedem Erfolg die Motivation stärker.
Das Machtmotiv
Bei dem Machtmotiv geht es darum, dass man Einfluss auf andere Menschen hat. Personen mit dem Machtmotiv wollen über anderen Menschen stehen und sie dominieren. Andersrum wollen sie unabhängig und nicht selbst gelenkt werden. Durch Erniedrigung und Aggression versuchen sie ihre Macht auszuüben.
Machtmotivierte Athleten treiben sich an, indem sie einen Statusgewinn erhalten, wenn sie erfolgreich sind.
Das Leistungsmotiv
Menschen mit einem ausgeprägten Leistungsmotiv haben ihren Fokus auf Erfolg. Das gibt es häufig im Sport und in der Arbeitswelt. Das Streben nach Verbesserung und Aufstieg ist diesen Personen wichtig. Scheitern oder Misserfolg wollen sie vermeiden. Diese Personen versuchen die Aufgabe selbstständig zu verstehen und es motiviert sie, wenn sie einen neuen, kürzeren Lösungsweg entdecken.
Leistungsmotivierte Athleten wollen eine neue persönliche Bestzeit oder eine Top-Platzierung erreichen.
Das Bindungsmotiv
Personen mit einem ausgeprägten Bindungsmotiv werden angetrieben durch andere Menschen. Der soziale Anschluss ist ihnen besonders wichtig und sie suchen nach einem engen und harmonischen Kontakt. Sie haben Angst vor Zurückweisung und wollen Leid vermeiden.
Bindungsmotivierte Athleten werden angetrieben, weil sie in ihrem Freundeskreis nicht den Anschluss verlieren und nicht einsam sein wollen.
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Bewusste und unbewusste Motive
Da wir Menschen sehr komplexe Wesen sind, sind es nicht nur die drei Grundmotive, die wir besitzen. Wir müssen sie noch mal in bewusste und unbewusste Motive aufteilen.
Wie schon oben geschrieben, liegen diese Grundmotive im Unterbewusstsein und wir können sie nicht einfach so abrufen. Deshalb nennt man sie implizite Motive. Sie haben irgendwie etwas mit uns zu tun, doch wie genau, das merken wir nicht.
Aber dann gibt es noch die bewussten Motive, die expliziten Motive. Der Aussage „Ich bin gerne unabhängig“ kannst du ganz klar zustimmen, oder eben nicht. Du hast eine Vorstellung von dir, deinem Handeln, deinen Zielen und was du möchtest. Alles zusammen ergibt ein Selbstbild, welches du nach außen zeigst und auch einschätzen kannst.
Das Problem dabei ist jetzt aber, dass wir nicht wissen, ob unsere impliziten, unbewussten Motive mit unserem Selbstbild, den bewussten Motiven zusammenarbeiten. Beide Arten hängen nicht zusammen und können sich sogar widersprechen. Dabei können wir von außen auch nicht feststellen, was die Person innerlich antreibt.
Hierfür möchte ich dir ein Beispiel aus einer Studie kurz erzählen (Von Schultheiss und Brunstein im Jahr 2002): Externe Beurteiler haben Videoaufzeichnungen von Situationen bekommen, bei denen eine Person ihrer Position zu Tierversuchen dargestellt hat. Die externen Beurteiler haben dabei Menschen mit einem hohen Machtmotiv als überzeugender bewertet. Aber nicht, weil sie dominanter oder bestimmend wirkten. Ihnen wurde viel eher hohe Intelligenz oder fachliche Kompetenz attestiert. Das sind jedoch leistungsrelevante Merkmale. Die äußere Erscheinung wirkte also eher leistungsmotiviert, obwohl die Personen im Inneren machtmotiviert waren.
Wie arbeiten bewusste und unbewusste Motive zusammen?
Wir wissen zwar jetzt, wie bewusste und unbewusste Motive wirken, aber nicht, wie sie zusammenhängen. Implizite, unbewusste Motive wirken sich direkt und ohne größere Überlegung auf unser Verhalten aus. Explizite, bewusste Motive hingegen wägen wir ab und betrachten uns selbst, bevor sie sich auf unser Verhalten auswirken.
Aber was passiert, wenn unsere nicht-überlegten, impliziten Motive mit den bewusst gesteuerten Motiven zusammenarbeiten? Dabei gibt es drei Möglichkeiten.
Die große Koalition: Arbeitsteilung
Stell dir eine Schleuse mit einem riesigen Tor vor. An diesem Tor hängt ein Wasserrad, welches durch (logischerweise) Wasser angetrieben wird. Solange auf das Rad nur etwas Wasser plätschert, geht das Tor nicht auf. Erst wenn genügend Wasser über das Rad fließt kann es das große, schwere Tor bewegen und die Schleuse öffnet sich.
So kannst du dir die Arbeitsteilung der beiden Motiv-Arten vorstellen. Das Wasser in der Schleuse ist die Motivation von den impliziten, inneren Motiven. Das Wasser, was über das Rad läuft, ist die Motivation der expliziten Motive. Das bedeutet, dass deine Motive, die du selbst steuern kannst, erstmal angesprochen werden müssen. Sind diese aktiviert und das Wasser läuft, dann öffnet sich die Schleuse und deine inneren Motive werden aktiviert und die Motivation kommt von innen. Werden deine direkten Motive aber nicht angesprochen, werden es auch nicht deine impliziten Motive. Du wirst keine Motivation haben.
Konflikte: Wenn dein Inneres was Anderes will
Natürlich kann es auch passieren, dass deine impliziten Motive andere sind als deine expliziten Motive. Du willst eigentlich etwas anderes, als das was du denkst, was du willst. Die Folge ist, dass du dich innerlich zerissen fühlst und gegen dich selbst ankämpfen musst. Es ist klar, dass das auf Dauer sehr viel Kraft kostet. Das kann sogar soweit gehen, dass du langfristig emotionale Probleme bekommst.
Zum einen passiert dies, wenn du dir ein Ziel gesetzt hast, welches nicht zu deinen impliziten Motiven passt. Zum Beispiel, wenn du Karriere machen möchtest, aber dein inneres Leistungsmotiv schwach ausgeprägt ist. Dann benötigst du immer wieder große Anreize.
Oder du hast Ziele, die sogar mit einem Motiv in Konflikt stehen. Du willst eine harmonische Beziehung führen, bei der Beide gleichberechtigt sind, jedoch hast du ein starkes Bedürfnis nach Macht. Du kämpfst also immer wieder mit dir selbst und unterdrückst einen Teil von dir.
Harmonische Zusammenarbeit
Die wohl beste Möglichkeit ist, wenn implizite und explizite Motive zusammenarbeiten und in die gleiche Richtung wirken. Sie widersprechen sich nicht und müssen sich nicht gegenseitig erst aktivieren. Daraus entsteht eine hohe Motivation, die lange anhält. Auch kann Frustration schnell gelöst werden. Das bedeutet, dass du nicht ins grübeln kommst und dich auf die wichtigen Dinge konzentrieren kannst.
Wie kann man die Motive herausfinden?
Für implizite und explizite Motive gibt es unterschiedliche Tests, die ich dir kurz vorstellen möchte.
Implizite Motive herausfinden: Der TAT
Der TAT („Thematische Auffassungstest“) befasst sich mit den impliziten Motiven. Dabei bekommst du Bilder mit gemalten Situationen gezeigt und musst dazu spontan eine Geschichte konstruieren. Dabei musst du erzählen, was gerade gezeigt wird, was passiert, wie die dargestellten Personen fühlen und denken und wie die Geschichte ausgehen kann.
Im Anschluss werden die Geschichten auf die drei Motive hin ausgewertet. Durch die Spontanität werden deine impliziten Motive angesprochen und somit sichtbar.
Die Auswertung selbst ist nicht allzu einfach, weshalb man dies mit einem Experten durchführen sollte.
Explizite Motive feststellen: Der AMS
Der AMS, der „Achievement Motives Scale“ hilft dir, deine expliziten Motive herauszufinden. Du musst angeben, ob die Aussagen auf dich zutreffen oder nicht. Im Anschluss kannst du selbst auswerten, welche Motive bei dir stark ausgeprägt sind.
Einen auf Sport bezogenen AMS-Fragebogen inklusive Auswertung findest du beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft.
Lebensmotive/Reiss-Profile
Als letztes gibt es noch die Lebensmotive bzw. das Reiss-Profile. Dies verfolgt einen anderen Ansatz mit 16 Lebensmotiven, anstelle der vorgestellten 3 Motive. Die Analyse ist nur bei zertifizierten Partnern möglich. Die Hauptkritik an der Auswertung ist die vage Formulierung. Sie wird mit Horoskopen vergleichen: Jeder kann sich das heraussuchen, was auf ihn zutrifft und bekommt so das Gefühl, dass es voll auf ihn zugeschnitten ist (Barnum-Effekt).
In Kürze
Motive sind ein echt komplexes Thema. Aber hast du einmal verstanden, was es für Motive gibt und wie implizite und explizite Motive zusammenarbeiten, so hast du für dich selbst den ersten Grundstein zur langfristigen Motivation gelegt. Weißt du nun auch, welche Motive bei dir stark ausgeprägt sind, brauchst du noch die passenden Anreize (Situationsmerkmal), um deine Motive in Motivation umzuwandeln.
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Motivation und Emotion. Rothermund, Eder. VS Verlag. 2011.
Motivation und Handeln. Heckhausen, Heckhausen. Springer. 2010.
http://www.portal-der-psyche.de/gesunde-psyche/reiss-profile/motive-ursprung-motivation/motive-ursprung-motivation-implizit.html
https://www.feigenwinter.com/unbewusste-motive-sportmotivtest/
http://www.psych2.phil.uni-erlangen.de/~oschult/humanlab/publications/Schultheiss2008Handbook.pdf
http://www.bisp-sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Motivation/Sportlerfrageboegen/ams/ams.html?nn=3014646
http://www.zeit.de/2012/26/C-Berufe
http://www.portal-der-psyche.de/gesunde-psyche/reiss-profile/lebensmotive/lebensmotive.html
http://www.sportmotivtest.de
Vielen Dank an Hernán Piñera für das Bild unter der CC BY-SA 2.0 Lizenz.
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