Es war so schön geplant: sieben Wettkämpfe, aufgeteilt in zwei Blöcke. Dass es hart wird, war mir klar. Dass es anstrengend wird, war mir klar. Doch dass ich nicht wegen einer Verletzung pausieren werde, hätte ich mir im Traum nicht erdacht – doch habe ich wieder so viel gelernt und das möchte ich dir mitgeben.
Am Anfang der Saison stellte ich dir meine Wettkampfplanung für die Saison 2017 vor. Motiviert durch die Saison 2016, war mein Plan ambitioniert: drei Wettkämpfe auf der olympischen Distanz innerhalb von drei Wochen – und das zwei Mal.
Die Vorbereitung lief gut. Ich hatte bis kurz vor den ersten Wettkämpfen keine körperlichen Probleme. Doch während einer intensiven Intervalleinheit bekam ich Schmerzen in der Hüfte, die sich bis zu meinem ersten Wettkampf in Fulda hartnäckig festbiss. Zudem knickte ich wenige Tage vor Fulda noch einmal stark um, sodass meine komplette rechte Seite geschwächt war.
Vorbereitungswettkampf in Fulda
Also ging ich mit weniger Erwartungen in den Wettkampf, doch schon vor dem Start hatte ich so meine Probleme. Ich hatte bei der Anmeldung die falsche Schwimmzeit angegeben, sodass ich in einer langsameren Gruppe startete. Im Freiwasser hätte ich damit weniger Probleme, doch in einem 50 Meter Becken überrundet man die Anderen dann leider doch häufiger.
Nach dem Start übernahm ich die Führungsposition und versuchte gleichmäßig meine Bahnen zu ziehen. Doch da die Führungsposition neu für mich war, hatte ich keinen Anhaltspunkt oder Motivation schneller zu schwimmen – somit blieb ich hinter meiner erwarteten Schwimmzeit und verlor durch die Überholvorgänge trotzdem mehr Energie.
Nach dem Wechsel aufs Rad zog sich meine Pechsträhne fort. Obwohl ich recht konstant und unterhalb meiner Leistungsschwelle fuhr, konnte ich meine Kraft nicht vollständig entfalten – hier machte meine Hüfte wieder Probleme. Somit blieb ich unter meinem Potenzial und ging frustriert auf die Laufstrecke.
Tipp 1
Die vier Runden mit jeweils drei kurzen und knackigen Anstiegen waren für mich mental sehr anstrengend. Geschwächt durch die vorherige schlechte Leistung war ich nicht auf der vollen Höhe. Hinzu kam anscheinend ein abgelaufenes Gel, das ich direkt nach der Wechselzone zu mir nahm. Mein Magen grummelte, zwickte und machte Party, sodass ich nach zwei Kilometern mit Magenkrämpfen gehen musste.
Tipp 2
Als ich am Ende der vierten Laufrunde keine Probleme mehr hatte, konnte ich das Tempo wieder anziehen, sodass ich mit meiner zweitbesten Laufzeit auf die olympische Distanz ins Ziel kam.
Insgesamt war ich gespalten, denn es lief trotz Problemen gut, hätte jedoch bessere Zeiten schwimmen und fahren können. Es war der erste Wettkampf der Saison, somit hakte ich es ab und es ging weiter.
Start in den ersten 3er-Block: IRONMAN 5i50 Kraichgau
Fünf Wochen später befand ich mich an der Startlinie meines Lieblingswettkampfes: dem IRONMAN 5i50 Kraichgau. Es ist so ein toller, wenn auch anstrengender Kurs – Schwimmen im Hardtsee, Radfahren auf einer welligen Strecke mit vielen tollen Zuschauern und das Laufen in Bad Schönborn ist brutal, heiß aber durch die Stimmung und den Kurs einfach nur ein toller Abschluss – wenn man ins Ziel kommt!
Beim Schwimmen wurde kurz vorher der Neoprenanzug verboten, sodass ich in meinem Trisuit schwimmen musste – okay, kein Weltuntergang, schließlich kannte ich diese Situation bereits von einigen Wettkämpfen davor. Als ich aus dem Wasser kam und auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass ich meine schlechteste Schwimmzeit auf dieser Distanz jemals geschwommen bin.
Beim Radfahren spann meine Uhr, sodass ich weder Puls noch Leistung angezeigt bekam und ich mich auf mein Körpergefühl verlassen musste. Ich fuhr somit lieber etwas ruhiger, damit ich beim Laufen noch ausreichend Kraft hatte. Somit blieb ich auch hier unter meiner erwarteten Leistung.
Tipp 3
Mit einem ähnlichen Gefühl wie in Fulda ging ich also auf die Laufstrecke. Ich nahm aber nicht die Stimmung mit, sondern kämpfe nur gegen mich und meinen Kopf.
“Mir tut alles weh”, “Ich hab kein Bock mehr”, “Warum mache ich das alles überhaupt?”, “Es bringt doch nichts”, “es ist heiß” und viele weitere, ähnliche Gedanken kamen in mir hoch. Hinzu kam ein ähnliches Problem, wie bereits in Fulda: ich bekam wieder Magenprobleme.
Ich machte mir etwas vor, sodass ich mich vor mich rechtfertigen konnte, anstatt mit der Wahrheit zu leben: mir kam etwas Gel hoch, was ich einfach ausspuckte. Doch ich sagte zu mir, dass ich mich übergeben und somit keine Kraft mehr für die letzten Kilometer hatte. Doch das wurde mir erst einige Monate später klar.
Aufgeben oder weitermachen?
Da ich jedoch wusste, dass ich mit einem DNF (Did not finish – aufgeben und somit das nicht-erreichen der Ziellinie) noch schwerer umgehen konnte, als mit einer miserablen Zeit, schleppte ich mich ins Ziel. Mir kam ein Song ins Gedächtnis, den ich immer und immer wieder abspielte und mich somit ins Ziel trieb: Kampfgeist von Kontra K.
Tipp 4
Überlege dir eine Notfallstrategie für den Wettkampf:
- ein Plan B, den du forcierst, wenn Plan A nicht erreichbar erscheint
- suche dir einen Powersong heraus, den du immer wieder in deinem Kopf abspielen lässt, wenn du am Kämpfen bist und dich selbst motivieren musst
Als ich im Ziel war, war ich so frustriert wie noch nie nach einem Wettkampf. Ich brauchte erstmal eine ganze Weile für mich, um mit meinen Gedanken klarzukommen. Doch schon auf der Laufstrecke beschloss ich, dass ich nicht mehr weitermachen will. Keine Wettkämpfe mehr, kein Triathlon mehr – mal was anderes.
Auf der Heimfahrt redete ich mit Kathi über all die negativen Seiten vom Triathlon, dass es reine Zeitverschwendung ist und ich was anderes machen werde.
Jammern erlaubt
Natürlich darf jeder jammern und auch schimpfen und sich alles von der Seele reden. Doch danach heißt es wieder fokussieren und weiter in Richtung Ziel. Doch dieser Umschwung trat bei mir nicht ein. Ich fühlte mich richtig mit dieser Entscheidung und sagte alle darauffolgenden Wettkämpfe ab und beendete meine Saison schon nach zwei von sieben Wettkämpfen.
Tipp 5
Die Monate danach waren schleppend, geprägt von negativen Gefühlen, unglücklich sein und Lustlosigkeit.
Die Zeit nach dem Jammern
Nachdem ich viel über mich, das glücklich-sein, Ziele und Träume nachdachte, fasste ich den Entschluss weiterzumachen. Weiterzumachen mit der “Zeitverschwendung”, den langen Anfahren zu den Wettkämpfen und dem vielen Training. Denn eines wurde mir klar: es macht mich glücklich.
Wie geht es nun also weiter? Ich werde nächstes Jahr wieder beim IRONMAN 5i50 Kraichgau am 3.6.2018 starten – einfach um mir zu beweisen, dass ich nicht nur jammern kann, egal was passiert. Ich werde glücklich und stolz ins Ziel kommen. Bis dahin starte ich mit Kathi gemeinsam bei einigen Laufwettkämpfen:
- 10. Dezember: Weiterstädter Nikolauslauf (10 km)
- 31. Dezember: Spiridon Silvesterlauf (10 km)
- 18. Februar: Mörfelden Halbmarathon (21 km)
- 18. März: Lauf um den Winterstein (5 km)
- 28. April: Fuldaer Volkslauf (10 km)
Ich bin bereits wieder im Training und freue mich auf die kommenden Wettkämpfe und Trainingseinheiten. Wie es weiter geht, entscheide ich dann. Doch ich weiß jetzt schon, dass meine Leidenschaft immer noch in mir brennt und ich dich dabei unterstützen möchte, dass auch du die vielen tollen Vorzüge und lebensverändernden Möglichkeiten von diesem Sport erfährst.
Tipp 6
Ich würde mich freuen, wenn ich dich bei dem einen oder anderen Wettkampf sehen würde und wir etwas quatschen können. Bis dahin wünsche ich dir erfolgreiches Training, eine erfolgreiche Saison und viele tolle, glückliche Momente.
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