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Von der ersten Langdistanz bis zur nächsten Mitteldistanz

Chiemsee Mitteldistanz
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Geschrieben von Isabelle Henrich
Wissenslevel    

Es ist ein Jahr her. Meine erste Langdistanz. Der IRONMAN Frankfurt – ein Tag voller Emotionen.

In den letzten zwölf Monaten ist einiges passiert. Ich habe meine Arbeitsstunden als Integrationskraft erhöht, meine Jugendlichen vom DLRG auf die Hessenmeisterschaften vorbereitet und in anderen Organisationen Schwimmtraining gegeben. Meine ersten Wettkämpfe 2019 sind geschafft und auch meine wohl heißeste Mitteldistanz habe ich überlebt.

Was sich verändert hat nach meinem Highlight 2018 bis jetzt und wie die ersten Triathlon-Wettkämpfe verlaufen sind, wirst du in diesem Artikel erfahren.

Motivationstief

Wie du bereits in meinem Saisonrückblick 2018 lesen konntest, war ich nach meiner ersten Langdistanz mental und körperlich erschöpft gewesen. Ich stellte mir oft die Frage, was ist mir wichtig im Leben. Was macht mich glücklich? Was möchte ich erreichen?

Ich werde nie mit dem Sport Geld verdienen. Und das möchte ich auch nicht. Den Ausgleich zwischen körperlicher Bewegung im Triathlon und mentaler Anstrengung im Beruf, brauche ich. Ich könnte mich nicht nur auf den Sport konzentrieren, da ich dann schnell die Lust daran verlieren würde. Doch brauche ich ein Ziel, worauf ich hinarbeite, um mich zu verbessern.

Deshalb war es für mich nach dem IRONMAN von entscheidender Bedeutung, den Sport lockerer anzugehen. Ich tat das, was mir Spaß macht. Nicht verbissen trainieren, einfach nach Lust und Laune. Und dann kam meine Motivation wieder zurück.

Leistungseinbruch

Durch das unstrukturierte und verringerte Training, musste meine Leistung einbüßen. Das war vorhersehbar. Natürlich war ich nicht in Top-Form. Und das war teilweise schwer für mich zu verstehen. Denn wenn ich an der Startlinie stehe, möchte ich auch das Beste geben. Und das konnte ich einfach nicht. Ganz auf Wettkämpfe verzichten wollte ich aber auch nicht. Denn sie machen einfach Spaß und motivieren mich im Training.

Mit positiven Gedanken und Selbstgesprächen versuchte ich mir meine Situation gut zu reden. Ich hatte momentan eben andere Prioritäten, als mich nur auf den Sport zu konzentrieren. Und für das wenige Lauftraining verlief mein Halbmarathon in Mainz sehr gut. Nach 1:44 h überschritt ich die Ziellinie. Wenn du regelmäßig meine TriLife Artikel liest, dann weißt du, dass ich häufiger mit Verletzungen zu kämpfen habe. Doch bisher bin ich immer noch verletzungsfrei, was meine Gedanken zudem sehr positiv werden lässt. Dennoch war es für meinen Körper schwer die vielen Lauf-Kilometer zu verkraften. Aber dann nehme ich auch gerne mal langsamere Zeiten in Kauf und bin dafür nicht verletzt.

Wettkampf-Motivation

Als ich meine Triathlon Saisonplanung machte, nahm ich mir den Halbmarathon Mainz und eine Mitteldistanz vor. Außerdem wollte ich meinen Verein VFL Münster in der Regionalliga unterstützen. Das war der Plan.

Anfang des Jahres meldete ich mich in dem Triathlon-Verein ALV Mainz an, um einfacher in der Nähe meines Wohnortes trainieren zu können. Durch den ALV-Cup wuchs meine Wettkampf-Liste noch weiter an. Dieser Cup ist vom ALV entwickelt worden. Ich kann bei auserwählten Wettkämpfen Punkte sammeln und  durch die Veranstaltungen zudem die Leute des neuen Vereins besser kennenlernen.

Mittendrin

Meinen ersten Triathlon bestritt ich mit meinem Liga-Team in Freilingen auf der Sprint-Distanz. Ich war anfangs nicht wirklich in Wettkampf-Stimmung und hatte die Wechsel auch nicht geübt. Ich kam als Dritte aus dem Wasser, hatte Kraft auf dem Rad und konnte beim Laufen mithalten. Letztendlich lag ich im Mittelfeld der Damen und war vollkommen zufrieden damit.

Beim zweiten Liga Wettkampf in Darmstadt dagegen lief alles schief. Ich schwamm zwei Mädels hinterher, die sich leider verschwammen und ich es auch erst zu spät bemerkte. Somit kam ich erst als achte aus dem Wasser und die Motivation war hinüber. Auf dem Rad schliff meine Bremse am Rad, was zusätzlich Zeit und Kraft kostete. Und beim Laufen hatte ich einfach keine Lust mehr gehabt.

Meine dritte Sprint-Distanz war beim Erich-Fill Triathlon Taunusstein – mit dem ALV Mainz. Hier kam ich als Erste aus dem Wasser (männlich und weiblich). Das machte mich natürlich sehr glücklich. Ich weiß aber, dass ich das noch schneller kann. Die Radstrecke war hart. Und jetzt war es die Schaltung, die mich aus dem Konzept brachte. Von den Laufverletzungen zu Radproblemen – das ist einfach nur Pech. Beim anschließenden Lauf konnte ich trotzdem wieder den Spaß finden. Ich bin glücklich als erste Frau ins Ziel gekommen. Das überraschte mich und pushte aber mein Selbstbewusstsein umso mehr.

Höhepunkt

Eine Woche nach der Sprint-Distanz in Taunusstein führte es mein Freund und mich an den wunderschönen Chiemsee. Ich war zwar eindeutig zu wenig Laufen gewesen, aber trotzdem hatte ich so richtig Bock auf die Mitteldistanz. Viele Leute schwärmten von der schönen Radstrecke und der Stimmung an der Laufstrecke. Diesmal wollte ich es selbst miterleben. Ich war vorbereitet auf die Hitzewelle von 35 Grad und hoffte, dass ich den Hitze-Lauf gut hinbekommen würde.

Ich startete in der zweiten Startgruppe mit allen anderen Frauen. Ich stellte mich selbstbewusst hinter den Profi-Frauen auf. Nach dem Startschuss waren die Ersten natürlich gleich weg, aber ich konnte gut mithalten, hatte Kraft und eine gute Technik. Zwischendurch hatte ich Probleme mit der Orientierung und dem Überholen der Männer, die fünf Minuten vor uns gestartet sind. Unglaublich wie viele wir überholen mussten. Dabei war ich mir sicher, dass ich noch schneller schwimmen kann und nicht alles aus mir herausgeholt hatte.

Danach ging es aufs Rad. Die Radstrecke war wie für mich gemacht. Viel auf und ab, keine zu langen Anstiege. Viele Passagen, wo ich es laufen lassen konnte. Der anfängliche angenehm kühle Wind wurde auf der zweiten Radrunde ziemlich warm, sodass meine Leistung stagnierte. Zum Glück war die Feuerwehr an der Strecke und spritze uns mit Wasser ab, was es uns zumindest etwas erträglicher machte.

Ich kam zum Lauf und war überwältigt von den vielen jubelnden Menschen um mich herum. Nach einigen Metern kippte meine euphorische Stimmung allerdings ins Negative. Ich bekam Seitenstechen, leicht krampfende Waden und die Hitze stieg mir zu Kopf. Nach bereits einem Kilometer dachte ich mir, dass ich das nicht überstehen werde. Ich musste anfangen zu gehen und hatte das Gefühl, mein Kopf würde platzen. Mein Freund versuchte mich aufzumuntern, ich dagegen überlegte aufzugeben. Später kam ich an Zuschauern vorbei, die mit ihren Wasserschläuchen und Beregnern uns abkühlten. Ich nahm jede einzelne Unterstützung mit, die ich kriegen konnte. Nachdem kaltes Wasser über mein Gesicht und meinen Oberkörper floss, spürte ich wieder Energie in meinem Körper. Ich konnte wieder längere Strecken laufen. Nur an den Verpflegungsstellen ging ich. Mein Körper spürte, dass er trinken musste. Und somit trank ich so viel wie mein Körper mir signalisierte. Zudem kühlte ich mich ununterbrochen ab.

Chiemsee Halbdistanz. Laufen

Chiemsee Halbdistanz. Laufen

Mit 2:09h war es der langsamste Halbmarathon, den ich je gelaufen bin. Aber viel wichtiger ist, dass ich die Hitze in den Griff bekommen und auf meinen Körper gehört habe. Es sind so viele Leute an diesem Sonntag umgekippt. Ich aber nicht. Mein Körper hat mir genau signalisiert, was er braucht und das habe ich ihm gegeben.

In einer der fünf Kilometer Runde habe ich mich bei jedem einzelnen Helfer bedankt, denn ohne sie hätte ich mit Sicherheit den Triathlon abgebrochen. Zwar bin ich mit den Zwischenzeiten nicht ganz zufrieden, aber mit einer Endzeit von 5:32h kann ich dann doch glücklich sein.

Wie gehts weiter?

Keiner der Triathlon-Wettkämpfe lief perfekt. Überall gab es Probleme, mal mehr mal weniger. Die Sprint-Distanz wird mir wohl nie liegen. Doch bin ich sehr glücklich darüber einen davon gewonnen zu haben. Am meisten freue ich mich über den Ausgang der Mitteldistanz. Es war ein wirklich sehr schöner, top-organisierter Wettkampf mit wahnsinnig liebenswerten Menschen. Die Veranstaltung hat mir mal wieder gezeigt, dass ich nicht so schnell aufgebe, nur weil es gerade mal schwierig wird.

Chiemsee Halbdistanz

Chiemsee Halbdistanz

Bald geht es für mich in den Urlaub. Die Sonne und das Meer genießen und natürlich dabei ganz viel (Wasser-)Sport betreiben. In der zweiten Saisonhälfte geht es für mich weiter mit dem Mainz-Triathlon Sprint, dem Wörrstadt Triathlon auf der olympischen Distanz sowie dem dritten Liga-Rennen in Viernheim. Mal sehen was sonst noch auf mich zukommt.

Mir wurde durch die letzten Triathlon Wettkämpfe klar, dass Zeiten eben nicht alles sind. Es ist das Gefühl über sich hinauszuwachsen, Grenzen zu überschreiten und Spaß mit Vereinskameraden zu haben.

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