Die letzten Jahre hatte ich immer mal wieder Probleme beim Laufen, war oft verletzt gewesen. Mittlerweile merke ich es einfach, dass ich als Kind wenig gelaufen bin, ich war eben eine Wasserratte. Und ich merke es, dass ich auch nicht im Leichtathletik-Verein war, denn mir fehlt einfach die optimale Technik. Deshalb war es schwer für meinen Körper die vielen Kilometer zu verkraften.
Auch 2018 kam meine Verletzung, das Schienbeinkanten-Syndrom, zurück – zwei Monate vor meiner ersten Langdistanz. Ich hatte trotz allen Schwierigkeiten meine Ziele erreicht, musste allerdings nach dem IRONMAN Frankfurt eine Laufpause einlegen. Ich musste mich richtig auskurieren, meinen Kopf frei kriegen und die Lockerheit zum Sport wiederfinden. Deshalb ging ich anderen Hobbys, wie z.B. dem Wakeboardfahren, nach und machte Sport wie ich Lust hatte und ohne Trainingsplan.
Es standen zwar noch Sprint-Triathlon-Wettkämpfe an, aber das Wichtigste war, dass ich wieder schmerzfrei und locker laufen konnte. Und das ist mir auch ganz gut gelungen.
So startete ich ins Jahr 2019 mit neuer Motivation.
Nicht überdrehen, lieber langsam angehen
Ich fing an regelmäßiger zu Laufen, aber eben nach Lust und Laune. Ein- oder zweimal pro Woche, dazu kamen einmal Radfahren und zweimal Schwimmen. Es gab Wochen, in denen ich das Training reduzierte. Ich arbeitete mehr, wurde zwischendurch krank und traf mich wieder öfter mit meinen Freunden und Familie. Klar, dass meine Kraft in dieser Zeit einbußen musste, aber ich hatte viel Spaß gehabt. Mir war es eben wichtig, mich auch auf andere Sachen als nur den Sport zu konzentrieren.
Zudem tat es meinen Schienbeinen gut, das Training langsamer angehen zu lassen. Bis jetzt habe ich keine Verletzung und fühle mich mal besser mal schlechter beim Laufen. Es ist für mich schwer vorstellbar wie ich letztes Jahr drei- bis viermal pro Woche Laufen konnte. Bis zu 18 Stunden pro Woche hatte ich mich auf die Langdistanz vorbereitet. Unvorstellbar. Für mich ist das zur Zeit einfach nicht möglich.
Meinen ersten Wettkampf 2019 startete ich beim Seppel-Kiefer-Lauf in Bad Kreuznach über die 10 km mit meinem neuen Verein ALV Mainz. Mit über 20 Leuten stürmten wir die überschaubare Veranstaltung. Es war ein schöner, aber windiger Lauf gewesen. Für mich war er sehr wichtig, um zu sehen wie fit ich mich zu diesem Zeitpunkt befand. Ich ging den Wettkampf zu schnell an, was bei mir öfters passiert, wenn ich “nur laufe”. Später brach meine Leistung ein, die letzten zwei bis drei Kilometer fühlte ich wenig Stabilität im Rücken und die Beine schmerzten. Der Lauf machte Spaß, aber in Topform war ich nicht.
Halbmarathon Mainz
Der Seppel-Kiefer-Lauf fand Mitte März statt und nun musste ich mich effektiv auf meinen Halbmarathon in Mainz Anfang Mai vorbereiten. Viele Termine standen an, weswegen eine perfekte Vorbereitung zeitlich gesehen gar nicht möglich war. Ich war trotzdem motiviert und wollte versuchen das Beste aus meiner wenigen Zeit herauszuholen. So beschloss ich eine Woche vor dem Halbmarathon noch einen längeren Lauf von 17 km zu absolvieren. Es hatte gut funktioniert, ich fand die Lockerheit im Laufen wieder. Umso motivierter war ich auch für den Wettkampf.
Einen Tag vor der Veranstaltung fiel ein Teilnehmer in einer befreundeten Staffel aus. Mein Freund entschied sich kurzfristig mitzumachen, so lief er die ersten 13 km mit mir.
Der Startschuss fiel und wir merkten, dass wir uns falsch eingeordnet hatten. Anfangs mussten wir oft überholen, es dauerte lange bis sich die Menschenmasse endlich entzerrte. Nach einigen Kilometern fand ich meinen Rhythmuss und konnte das Tempo erhöhen. Es tat mir gut nicht alleine laufen zu müssen. Mein Freund und ich passten vom Tempo her sehr gut zusammen.
Die Stimmung war genial und das Wetter war sonnig, nur leider etwas kalt durch den Wind. Als mein Freund an seinen Staffelpartner übergab, konnte ich das Tempo weiterhin beibehalten. Allerdings hatte ich einen Tiefpunkt bei der 17 km-Marke. Ich musste langsamer machen, meine Beine fingen an zu schmerzen, Gas geben am Ende war nicht mehr möglich. Auch als ich das Ziel sah, versuchte ich meine letzten Kraftreserven zu mobilisieren, aber mein Körper wollte nicht mehr.
Mein Gefühl was die Zeit angeht lag richtig. Ich erreichte das Ziel dennoch freudestrahlend in 1:44,36. Mit dem Trainings-Chaos der letzten Wochen, war ich mit dem Ergebnis ziemlich zufrieden. Merkte aber auch, dass es mich reizt eine Zeit unter 1:40h schaffen zu wollen. Doch dafür muss ich einfach mehr tun. Von nichts kommt nichts.
Meine Lauf-Ziele
Nach den ersten Laufwettkämpfen schöpfte ich neue Motivation und Spaß. Ich hatte total Lust auf meine Saison. Allerdings rissen mich zwei Radunfälle zurück. Es ist glücklicherweise nichts Schlimmes passiert, aber ein Bluterguss am Oberschenkel und eine schmerzende Leiste, zwangen mich mit dem Laufen aufpassen zu müssen. Die meisten Wunden sind mittlerweile wieder verheilt und ich war bereits wieder schmerzfrei Laufen.
Mein Ziel für dieses Jahr ist weiterhin mit dem Laufen vorsichtig zu sein, damit ich nicht wieder ein Schienbeinkanten-Syndrom erleide. Dabei versuche ich das Training zweimal wöchentlich beizubehalten. Und worüber ich mir noch Gedanken machen muss: ob ich die Zeit unter 1:40h noch dieses Jahr beim Köln Halbmarathon oder erst nächstes Jahr in Frankfurt oder Mainz in Angriff nehmen werde.
Ich denke, ich werde danach entscheiden wie sich mein Schienbein und meine Leiste fühlt. Denn stressen möchte ich mich mit meinem Ziel keinesfalls. Der Körper ist wichtiger als eine Zahl.
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