14 Wochen sind vergangen seit meinem letzten Artikel auf Shuru.de. Das ist mehr als ein Viertel des ganzen Jahres und eigentlich war alles anders geplant. Doch wenn die Saison zu schnell zu hart zuschlägt, muss man manchmal andere Wege bestreiten.
Warum das alles?
Als ich Ende 2016 meine Saison plante, waren sieben Wettkämpfe in zwei Blöcken geplant. Daraus wurde nichts, denn nach zwei sehr frustrierenden Wettkämpfen beendete ich nicht nur diese Saison vorzeitig, sondern ich schmiss meine gesamt Triathlon-“Karriere”. Ich hatte keine Lust mehr auf den Sport.
Mich nervte der ganze Sport: ich hatte keine Lust mehr auf das zeitintensive Training, auf die Wettkämpfe und auf das Zurückstellen meiner anderen Dinge, die ich dank des Trainings nie machen konnte. Doch einer der wohl wichtigsten Gründe für mich war das Gefühl, dass mir das Training und die Wettkämpfe nichts mehr bringen.
Natürlich immer wieder neue Bestzeiten, doch wofür? Um mich mit mir oder anderen zu messen, wer denn nun auf der härtesten/längsten/durchgeknalltesten Strecke schneller ist? Um anzugeben, dass ich schon X Wettkämpfe bestritt? Ich bin nicht der Typ, um mich profilieren zu müssen.
Endlich wieder Freizeit!
Gelernt habe ich in den acht Jahren, in denen ich aktiv Triathlon betreibe viel: als kleiner dicker Junge ohne Motivation, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen lernte ich schnell zu die Zähne zusammen zu beißen. Ich wuchs mit jedem Training über mich hinaus und lernte mich und mein Leistungsvermögen erst richtig kennen. Jetzt gehe ich selbstbewusst durch das Leben, weiß was ich kann und dass die meisten Dinge im Leben hart wirken und dann doch eigentlich recht einfach sind – meine Messlatte, mit der ich Aufgaben und Hindernisse bewerte, ist nun eine andere.
Doch was kommt jetzt? Was sollte ich denn jetzt noch lernen? Ob noch eine Langdistanz, eine bessere persönliche Bestzeit auf Marathon oder eine noch längere Strecke mich persönlich weiterbringen? Ich glaube nicht, denn diese reine Bestzeiten-Verwaltung bringt mir nichts, außer Zahlen umherzuschieben und zu vergleichen.
Ich musste mir also etwas Neues suchen. Doch bevor ich mich damit beschäftigte, genoss ich erst einmal die viele freie Zeit. Es war wie in jeder Off-Season: kein regelmäßiges Training, kein Trainingsplan – nur ich und die freigewordene Zeit. Hinzu kam, dass es nicht sonst auch arschkalt war, sondern angenehm warm und somit konnte ich die Sonne genießen und mich mit Dingen beschäftigen, die ich jahrelang so nicht machen konnte. Genauso konnte ich mal wieder ins Schwimmbad gehen, ohne daran zu denken, dass ich ja noch mein Training absolvieren muss.
Es verging einige Zeit ohne Training – kein Laufen, kein Radfahren und insbesondere kein Schwimmen. Es war so schön. Doch irgendwann wurde mir so ganz ohne strukturgebendes Hobby langweilig. Ich startete mein Praktikumssemester. So richtig 40-Stunden-Woche. Also hatte ich eh wenig Zeit für Hobbys.
Irgendwann kribbelte es dann doch wieder in den Füßen und ich begann zu laufen. Nur sporadisch und dann, wenn ich Lust darauf hatte. Mein Training erstellte ich erst während dem Laufen. Doch dann kam der 29. September.
Wenn wenige Töne dir alles sagen
Seit einiger Zeit führe ich ein Journal – eine Art Tagebuch, mit dem Unterschied, dass man dort nicht nur das Tagesgeschehen aufschreibt, sondern sich mit sich selbst beschäftigt. Dort schreibe ich meine Gedanken, Gefühle, Fragen, Herausforderungen, glückliche Momente und noch einiges mehr hinein. In gewisser Weise eine Art Selbsttherapie und Gedächtnisstütze.
Am 29. September war ich also Laufen und das dort geschehene habe ich in meinem Journal festgehalten und ich denke, dass mein Vergangenheits-Ich diesen Moment wohl am besten beschreiben kann. Ich zitiere dir also einfach mal aus meinen tiefsten Gefühlen und Gedanken:
Geschrieben am Sa, 30.9.2017, 18:42:
“Ich war gestern Laufen. Ich hatte eine große Motivation und hatte richtig Lust darauf. Ich steckte mir die Sportkopfhörer in die Ohren, machte meine Motivationsplaylist, die ich selbst erstellte, an und lief los. Darin befinden sich Songs von Kontra K, Eminem etc. und Hells Bells von ACDC.
Dieser Song, Hells Bells, ist für mich ganz besonders: die ganzen Jahre, die ich im Kraichgau [Anm. früher Challenge Kraichgau, heute IRONMAN Kraichgau, Mitteldistanz und olympische Distanz-Wettkämpfe] startete, wurden die Glocken und die Gitarren-Töne am Anfang des Songs immer kurz vor dem Startschuss gespielt. Wenn ich diese Glocken höre, bekomme ich Gänsehaut und warte nur auf dem Startschuss. Auch jetzt: doch dazu kamen ganz viele Erinnerungen an dieses Jahr. Das Fluchen, das Scheitern und Beenden der Saison und meiner Wettkampf-Ambitionen. Ich bekam Tränen in die Augen. Ich musste an die ganzen abgeblasenen Wettkämpfe denken, an das Leiden auf der Strecke und so weiter. Plötzlich hatte ich so etwas wie eine Eingebung: ich hatte mir (und allen anderen auch) gesagt, dass ich mich damals während dem Wettkampf übergab. Doch dem war nicht so – vielleicht kam mir etwas hoch, doch ich habe mich nicht übergeben. Ich habe den ganzen Wettkampf über gejammert und geflucht und suchte nur eine Ausrede, warum der Wettkampf so bescheiden lief. An diesem frustrierenden, negativen Tag beschloss ich schließlich auch, dass ich mit dem Sport aufhöre. Ist es also eine Folge meiner negativen Haltung?
Ich nahm andere Argumente in den Vordergrund: ich lerne nichts Neues, ich werde nie auf Hawaii starten, das was ich durch den Sport gelernt habe war alles lernbare und so weiter.
Doch ist es vielleicht genau das, was ich wieder lernte? Einmal, dass ich ehrlich zu mir sein muss und es nichts bringt, wenn ich mich selbst bescheisse, denn es hat keine Auswirkungen, dass ich mich selbst belüge. Zum anderen, dass ich es nicht beendete, sondern meine Karriere aufgab? Weil es mehrmals nicht gut lief, ich nicht mehr kämpfen wollte und lieber den einfacheren Weg gehe? Dass dies eine feige Aktion war, die ich mir selbst gut redete, damit ich vor mir selbst besser da stehe?”
Ich war stinksauer auf mich. Ich hatte keine Lust mehr auf dieses rumgejammere. Mir wurde klar, dass ich seit Monaten nicht mehr glücklich und ständig müde war. Genauso hatte keinen Antrieb für irgendwas. Ich war in einem tiefen Loch.
Knapp 3 Wochen vorher erschien mein vorerst letzter Artikel auf Shuru: “Träume verwirklichen – so schaffst du es glücklich zu werden!” (Welch Ironie, doch diese wird mir erst jetzt beim Schreiben bewusst…). Doch vom glücklich sein war ich weit entfernt und hatte nicht das Gefühl mich dem wieder zu nähern.
So ging es auch weiter und es gab keinen Weg der Besserung. Ich war bei verschiedenen Fachärzten, ließ mich durchchecken, doch ich war kerngesund. Also liegt es wohl am Kopf – doch wo setze ich an, dass ich wieder glücklich werde?
Wo ist die Rolltreppe aus dem Loch hinaus?
Es sah überhaupt nicht gut aus. Ich hatte keinen Sport, mir war klar, dass ich diese Saison vergeudet und mich brutal belogen habe. Ich war unglücklich, traurig und habe viel über meine Situation nachgedacht. Doch eine Lösung fand ich nicht. Durch die Antriebslosigkeit und das ständige müde-fühlen, konnte ich mir selbst keinen Arschtritt geben. Und andere können mir dabei ja auch nicht helfen – schließlich kenne ich nicht mal mein Problem.
Eines morgens, auf dem Weg zur Arbeit las ich in einem Buch, was schon länger bei mir herum lag: Der Mann, der glücklich sein wollte von Laurent Gounelle*. Im hinteren Drittel las ich einen Absatz, der mir nicht mehr aus dem Kopf ging:
“Gerade indem man auf sein Tun konzentriert bleibt, um so die eigenen Fähigkeiten zum Einsatz zu bringen und immer wieder neue Herausforderungen sucht, fühlt man sich glücklich” – Der Mann, der glücklich sein wollte, Laurent Gounelle*
Natürlich hielt ich meine Gedanken dazu wieder in meinem orangefarbenen Journal fest:
“Ist es also die Herausforderung selbst, die einen glücklich macht, indem man sie angeht, um so über sich hinaus zu wachsen?
Wenn dem so ist, dann ist mein in letzter Zeit so häufig gesagter Satz zum Ende meiner Sportkarriere falsch! Ist es so, dass mich der Sport wieder etwas gelehrt hat? Und zwar, dass ich glücklich war, weil ich den Sport machte, da ich mich selbst herausforderte und über mich hinausgewachsen bin?
Heißt es also auch, dass ich nicht direkt mehr lerne, sondern dadurch glücklich(er) bin? Muss ich unbedingt etwas dadurch lernen? Reicht es nicht, dass es ein Hobby ist, dass mich zudem noch glücklich macht?” – Dienstag, 17.10.2017
Der steinige Weg nach oben
Diese Gedanken schwirrten wochenlang in meinem Kopf umher. Umso länger ich darüber und über die negative Entwicklung der vergangenen Zeit nachdachte, desto mehr Lust hatte wieder auf den Sport. Ich begann wieder regelmäßiger Sport zu machen und setzte mir zum Ziel mich mindestens dreimal die Woche zu bewegen – egal was, egal wie lange.
Ich begann zuerst nur mit dem Laufen. Erst 8 km, dann 10 km, bis hin zu 3 x 15 km in der Woche. Doch wie damals, als ich mit dem Sport begann, wurde mir mit dem Laufen schnell langweilig und es war mir zu eintönig.
Ich beschloss, nächstes Jahr wieder anzugreifen. Zuerst einmal meinen misslungenen Wettkampf im Kraichgau. Ich werde wieder starten, mich selbst und mein Vergangenheits-Ich besiegen und glücklich und erfolgreich ins Ziel kommen. Bis dahin werde ich mit Kathi ihren ersten Halbmarathon und ein paar weitere Läufe bestreiten. Was danach kommt, steht noch aus – doch ich werde weitermachen.
Denn nicht glücklich sein ist scheiße!
Genauso werde ich dich hier über Shuru unterstützen. Ich habe wieder Bock auf das Schreiben, meine ganzen Ideen für dich umzusetzen und meiner Vision folgen anderen Menschen helfen zum Sport zu kommen, dranzubleiben und glücklich zu werden.
Los gehts – die Höllenglocken läuten schon!
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