Barockstadt Fulda Triathlon 2018 | Shuru.de
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Barockstadt Fulda Triathlon 2018

Barockstadt Fulda Triathlon 2018
Avatar von Katharina Schreiner
Geschrieben von Katharina Schreiner

Meine erste olympische Distanz. Respekt. Angst. Freude. Pipi im Höschen. Aufregung. Bammel. Zweifel. Unsicherheit. Stolz.

All diese Gefühle schossen auf mich ein, als ich an diesem Morgen aufwachte. Alle auf einmal. Ein Pina Colada der Gefühle. Gut durch gemixt. Auf die Frage von Max, wie ich mich fühle, antwortete ich ganz lässig  – alles cool – mehr kam aus diesem Gefühlscocktail nicht heraus.

Wir übernachteten bei meinen Großeltern in der Nähe von Fulda, damit wir nicht extra früh aufstehen mussten, um aus Frankfurt zum Wettkampf zu gelangen (sehr praktisch). Ich zwang mich drei Brötchen zu essen. Schließlich brauchte ich ja Energie für den Wettkampf. So langsam wurde ich nervöser.

In Fulda angekommen, stieg meine Panik, etwas vergessen zu haben, immer mehr. Ich zählte alles (gefühlte) 5000 Mal nach und auf dem Weg zum Schwimmbad durchwühlte ich erneut noch mindestens dreimal meine Sachen.

Wechselzone 1 - mein neues Rad wartet schon auf mich

Wechselzone 1 – mein neues Rad wartet schon auf mich

Meine Startnummer 368 holte ich rechtzeitig ab, checkte mein Rad ein und gab meinen Wechsel- und Zielbeutel ab. Von diesem Moment an gab es kein zurück mehr.

Wie Dori schon sagte: Einfach schwimmen

9:30 Uhr: Startschuss:

Ich startete ausschließlich mit Männern. Rechts und links neben mir – auch nur Männer. Augenscheinlich war ich die einzige Frau, die mit einer langsamen Schwimmzeit startet. Denn als Erstes starten die Langsamsten. Meine Ziel-Schwimmzeit war alles unter 30 Minuten. Denn hätte ich länger als 30 Minuten gebraucht, hätte ich zwar weiter machen können, aber meine Zeiten würden nicht mehr aufgenommen. Sozusagen wäre ich aus dem Wettkampf raus geflogen. Ich wollte alles, nur das nicht! Also legte ich einen Zahn zu. Nur war dieser eine Zahn zu viel.

Ich orientierte mich an den anderen Schwimmern. Das war fast mein Todesstoß. Ich schwamm viel zu schnell los, kam aus der Puste und somit nicht mehr in meinen eigenen Schwimmrhythmus hinein. Dazu kam noch, dass mich mein Heuschnupfen plagte, sodass meine Nase verstopft war – also konnte ich nicht mehr aus der Nase ausatmen. Und ich atme immer unter Wasser aus der Nase aus.

Die ersten zehn von zwanzig Bahnen liefen alles andere als gut. Doch danach fand ich mich wieder – atmen, schwimmen, atmen, schwimmen – ich war wieder in meinem Flow. Auf einmal lief es wieder wie am Schnürchen. Ich hörte, wie mich Max, Isa und Flo anfeuerten – das gab mir zusätzlich einen Schub. Nach 28 Minuten und 51 Sekunden konnte ich endlich aus dem Schwimmbecken steigen.

Ich habe alle Zeit der Welt

Auf zum Rad. Beim Ausstieg aus dem Becken, bemerkte ich, dass ich die vorvorletzte Person war, die noch im Wasser war. Diese Tatsache deprimierte mich irgendwie. Doch nicht sehr lange. Ich konzentrierte mich darauf, nicht auf dem Gras auszurutschen. Schon war ich beim Rad. Anscheinend war ich so fokussiert, sodass ich nicht bemerkte, wie mich Max vom aus Rand anfeuerte.

Ich ließ mir Zeit in der Wechselzone. Da ich keinen Trisuit besitze, muss ich mich umziehen. Bei einem Wettkampf trage ich zum Schwimmen eine Badeanzug – unten drunter noch ein Höschen sowie einen Sport-BH. Also Badeanzug aus und Laufhose, Boobguard für die Brust, Laufhose, Helm, Socken, Helm, Sportbrille, Startnummer und Radschuhe an.

Barockstadt Fulda Triathlon 2018

Barockstadt Fulda Triathlon 2018

Lieblingsdisziplin ich komme!

Rad fahren. Definitiv das, was ich am besten kann! Ich freute mich so sehr darauf mit meinem eigenen, tollen Rennrad durch meine Heimatstadt zu fahren. Plötzlich war ich mega motiviert. Ich trat in die Pedale und es fühlte sich toll an. Es fiel mir mit meinem Rennrad eindeutig leichter den Wettkampf zu bestreiten, als letztes Jahr mit meinem Damen-Stadtfahrrad. Es machte Spaß. So unglaublich viel Spaß, dass die Zeit wie im Flug verging. Ich brauchte 1 Stunde, 31 Minuten und 45 Sekunden. Dann kam ich sehr glücklich in der nächsten Wechselzone an. Abgesehen von einem E-Bike Fahrer, der es anscheinend sehr lustig fand, die Athleten mit seinem Bike zu überholen und dumme Sprüche zu reisen, war das Radfahren super! Ende. Mehr gibt es zum Rad nicht zu sagen. Super wars!

Meine absolute Lieblingsdisziplin: das Radfahren

Meine absolute Lieblingsdisziplin: das Radfahren

Run, Kathi, Run!

Am Ende kommt leider immer noch meine Hassdisziplin – das Laufen. Durch zu viele Krankheitstage diesen Winter und chronischer Unlust, war ich zu wenig, viel zu wenig laufen. 10 Kilometer lagen vor mir und mir war nicht mehr ganz so klar, wie ich das kräftemäßig schaffen sollte.

Kurz bevor ich in die Wechselzone 2 einfuhr, überraschte mich ein ehemaliger Nachbar aus Kindheitstagen und feuerte mich an. Adrenalin und Motivation schossen in diesem Augenblick durch meinen Körper. „Ich schaff’ das!“, sagte ich laut zu mir selbst. Ich stellte mein Rad ab und suchte erst mal meinen Wechselbeutel. Mein Cousin, Oma und Opa standen an der Absperrung, schauten mir zu und feuerten mich bereits in der Wechselzone an. Ich musste laut lachen. Meine Oma brüllte ich förmlich nach einem Taschentuch an, denn ich habe verdammt nochmal Heuschnupfen und mir lief die Nase. Ich schnäuzte mir die Nase und lief los. Mein Cousin Paul brüllte mich noch an, dass ich meine Startnummer rumdrehen muss! Danke Paul!

Ich weiß noch wie dankbar ich für die Verpflegungsstation war! Mit ausgebreiteten Armen lief ich der Verpflegungsfrau entgegen. Sie hielt mir sofort vier Becher Wasser entgegen, die ich mit purer Vorfreude auf einen kühlen Schluck annahm. „Die kannst du denke ich gebrauchen. Sehr gut, weiter so, du schaffst das schon“, sagte sie zu mir. Danke Verpflegungsfrau, du gabst mir erneut Motivation. Auch die nächsten drei Runden feuerte sie mich immer wieder an und zwinkerte mir zu. Zwei Becher Wasser trank ich leer, die anderen beiden kippte ich mir über den Kopf. Keine zehn Meter weiter standen Helfer mit Wasserschwämmen. Ich nahm mir zwei Stück, drückte diese ebenfalls über meinem Kopf aus und steckte sie mir unter die BH-Träger zur Abkühlung.

Trotz absoluter Hass-Disziplin hatte ich etwas Spaß am Laufen!

Trotz absoluter Hass-Disziplin hatte ich etwas Spaß am Laufen!

Die 10 Kilometer können kommen – dachte ich in diesem Augenblick zumindest.

Runde 1: Oma und Opa und mein Cousin Paul feuerten mich kräftig an und gaben mir Power High Fives zur Unterstützung. Im Park saß mein ehemaliger Nachbar und feuerte mich gemeinsam mit seiner Freundin an. Am Ende der ersten Runde war ich bereits wortwörtlich am Ende. Paul empfing mich und lief ein Stück mit mir. Er motivierte mich, fragte, wie es geht und half mir die Runden zu zählen. Ich sagte ihm, dass ich friere und meine Kraft am Ende ist. Komisches Gefühl, wenn man schwitzt, einem total heiß ist und man gleichzeitig Gänsehaut bekommt, weil man friert. Really strange.

Runde 2: Oma und Paul essen ganz gemütlich am Zuschauerrand ein Eis und feuern mich an. Ich verabscheute sie dafür. In diesem Moment wollte ich auch unbedingt ein Eis! Im Park haben ein paar Leute Schilder gebastelt mit Sprüchen wie „Der vor dir sieht genauso scheiße aus wie du!“ Oder „Du hast die Haare schön!“. Sie standen am Wegesrand und machten Laola-Wellen für einige der Läufer, die besonders fertig aussahen. Für mich gab es auch eine – und ich feierte sie dafür. Danke Leute! Wer auch immer ihr wart – ihr habt mir geholfen, das zu überstehen.

Runde 3: Max war spurlos verschwunden, was mich frustrierte. Ich freute mich eigentlich darauf, dass er diesmal am Rand steht und mich anfeuert. Und ich hätte ihn dringend gebraucht. Doch er war nicht da. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hat er mich falsch verstanden, stand zu lange an der Radstrecke und hat auf mich gewartet, obwohl ich schon längst am Laufen war. Mich frustrierte es trotzdem, dass er nicht da war. Das war doch das, worauf ich mich eigentlich gefreut hatte. Das er mich bei einem Wettkampf vom Rand aus anfeuerte. Am Ende der Runde stand auf einmal meine Freundin Farah am Streckenrand! Überraschung gelungen, denn ich wusste nichts davon! Ich freute mich total und ich gelang zu neuer Motivation! Sie sagte mir, dass an der nächsten Kurve Max auf mich wartet. Runde 4 ich komme!

Runde 4: Max war endlich da. Viel zu spät dachte ich mir nur. Stattdessen, dass ich mich freute, war ich einfach nur angepisst. Ich wollte dieses blöde Laufen endlich hinter mich kriegen. Läppische 2500 Meter – das würde ich jetzt auch noch hinbekommen. Ich lief und lief und lief. Monoton. Ohne Gedanken. Ich war fertig. Alles tat mir weh. Ich hatte keine Lust mehr. Ich wollte was trinken und essen. Egal was. Doch plötzlich lief ich durch den Park und das Zieltor war in Sicht. Die letzten 75 Meter mobilisierte ich meine letzten Kräfte, die ich noch hatte und sprintete förmlich ins Ziel.

Glücksgefühle stürzten auf mich ein. Stolz ebenfalls. Alle Zweifel, dass ich es nicht schaffen könnte, waren weg.

Denn ich habe mir selbst bewiesen, dass ich es kann.

Stolz und glücklich im Ziel - Isa und ich

Stolz und glücklich im Ziel – Isa und ich



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