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Du schaffst das! Der Versuch motiviert Rad zu fahren

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Geschrieben von Katharina Schreiner

Nur noch wenige Tage, bis zu meinem ersten Wettkampf und ich muss unbedingt noch Fahrrad fahren. Schließlich bin ich fast seit über einem halben Jahr kein Rad mehr gefahren. Der Grund dafür ist eigentlich ziemlich banal, doof und im Grund genommen auch keine gültige Ausrede. Der Schlauch im hinteren Rad war kaputt. Der neue Schlauch liegt schon seit einem halben Jahr in der Originalverpackung in der Garage. Also daran lag es sicher nicht, dass ich kein Rad gefahren bin. Anfang Januar bin ich aus meinem Elternhaus ausgezogen, und da stand es bisher immer noch. Mit einem platten Hinterrad. Und ich war einfach zu faul und zu bequem, einfach mal jemanden zu organisieren, der mir das Rad zu mir nach Hause fährt.

Ausreden über Ausreden.

Keine Zeit. Keine Lust. Keiner da, der mir in meinem früheren zu Hause auf macht. Keiner da, der mir hilft. Und wieder kann ich das Rad nicht abholen. Also kann ich wieder kein Rad fahren. Pech gehabt. Und dennoch bin ich zum gleichen Zeitpunkt irgendwie erleichtert, kein Rad fahren zu müssen. Denn Rad fahren dauert immer so lange, und irgendwie ist das in der Rhön (bergauf/bergab) auch irgendwie ganz schön anstrengend. Ich gebe es zu. Im Rad fahren fühle ich mich einfach noch unsicherer als beim Schwimmen. Zurecht.



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Unzählige Unfälle mit meinem Fahrrad in der Kindheit haben mich doch in einer Art und Weise gebrandmarkt, sodass ich heute ganz schön Respekt davor habe, eine Straße rasant hinunter zu düsen, geschweige denn mal einhändig zu fahren. Ich hab dann einfach immer gleich das Gefühl, die Kontrolle über mich und über mein Gefährt zu verlieren. Und dann kommt die Panik vor einem Unfall. Also fahr ich doch lieber mit beiden Händen und weniger schnell den Berg hinunter. Und doch will ich eigentlich schnell sein. Denn im Endeffekt guckt man nach einem Wettkampf auf seine Zeiten und freut sich daran, wie schnell man doch war. Und schnell sein geht einfach nicht mit der Angst vorm schnell sein.

Sattel die Hühner, wir reiten nach Kentucky!

Im Trainingsplan steht es nun auch dick und fett: RAD FAHREN! 40 km! Igitt dachte ich nur. Wie um alles in der Welt soll ich das denn bitte schaffen?! Insgeheim hoffte ich darauf, dass es schlechtes Wetter geben würde. Wolkenbruch, Hagel, Gewitter. Egal. Alles war mir Recht. Doch zu allem Unheil war bestes Wetter vorher gesagt. Wenn auch kalt, aber es sollte nicht regnen. Und dann wurde ich mal wieder krank. Und auf einmal war meine Freude, darüber nicht Rad fahren zu müssen, getrübt. Fuck, schon wieder kann ich nicht trainieren. Und in wenigen Tagen habe ich schon meinen ersten Wettkampf. Das schlechte Gewissen zerfraß mich. Wirklich! Ich war selbst ein bisschen überrascht.

Da ich am Wochenende aus logistischen Gründen kein Rad fahren kann, entschloss ich mich kurzerhand, am nächsten Tag früher aufzustehen, um mit dem Rad an die Arbeit zu fahren. 16Km hin und 16km wieder heim. Macht 32km Training. Sollte doch für das erste Mal Rad fahren reichen. Am Abend vorher legte ich meine Klamotten und Sachen zurecht und ging schlafen; mit ein kleinem bisschen Angst vor dem Morgen. Schaff ich das überhaupt? Hab ich mir die richtige Strecke rausgesucht? Hab ich genug Zeit eingeplant? Egal. Ich brauchte den Schlaf zum Radeln. Also kein Zeit zum grübeln. Schlaf jetzt!

Piep Piep! Der frühe Vogel kann mich mal!

Der Wecker klingelt. Kurz dachte ich darüber nach, nicht aufzustehen, länger zu schlafen und mit dem Auto bequem an die Arbeit zu fahren. Doch NEIN. Ich muss mich jetzt selber mal in den Arsch beißen und das einfach mal durchziehen. Also auf geht’s! Klamotten an, Rucksack auf und los! Ich packte mein Rad, ging nach draußen und der erste Schock war perfekt. Alles war gefroren! Verdammt! Hoffentlich erfriere ich auf dem Rad nicht! Doch scheiß drauf, ich fahr trotzdem. Und wie ich fuhr! Auf einmal war meine Motivation da und es machte mir richtig viel Spaß der Sonne entgegen zu radeln.

Bis der erste eklige Berg kam.

Und dann noch einer.

Zu allem Übel kamen dann noch zwei weitere langgezogene Anstiege.

Zweimal auf der gesamten Strecke musste ich mal kurz absteigen und schieben. Ich hab es einfach nicht durchgehalten. Selbst im Gehen war ich dann schneller als mit dem Rad zu fahren. Doch es half alle nichts. Ich will und muss Rad fahren und irgendwie an die Arbeit kommen. Ich fahre den Berg hoch. DU SCHAFFST DAS! Ich schaue nicht nach oben, wie lange der Anstieg noch geht. Meine Beine brennen wie Hölle. DU SCHAFFST DAS! Ich würde am liebsten alles hinschmeißen, rumdrehen und an der Arbeit anrufen, dass ich nicht kommen kann. DU SCHAFFST DAS! Auf einmal war ich den Berg oben. Glücksgefühle kommen auf. Herr Schweinehund scheint doch kurz besiegt zu sein. Es geht bergab und das Rad fahren macht doch Spaß! DU SCHAFFST DAS! DU SCHAFFST DAS!

DU HAST ES GESCHAFFT!

Oh Wunder! Ich bin heile an der Arbeit angekommen. Komplett fertig, komplett nass geschwitzt und komplett zu spät – 20 Minuten sogar. Ich hab die Strecke höhentechnisch total unterschätzt und einfach viel länger gebraucht als geplant. Doch auch das gehört dazu. Wieder was gelernt! An der Arbeit hab ich ausschließlich Bewunderung und Anerkennung für meine morgendliche Leistung bekommen. Macht mich schon irgendwie stolz. 🙂 Kann ich also wieder mal machen. Denn jetzt weiß ich, dass ich es schaffen will, schaffen kann und auch schaffen werde!

ICH SCHAFFE DAS EBEN!



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