Mit dem Rad zur Arbeit – ist das schon Triathlon Training? | Shuru.de
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Mit dem Rad zur Arbeit – ist das schon Triathlon Training?

mit dem Rad zur Arbeit - eine Schaltung
Avatar von Katharina Schreiner
Geschrieben von Katharina Schreiner

Seit rund einem Dreiviertel Jahr fahre ich mit meinem Rad zur Arbeit. Wirklich jeden Tag – egal ob die Sonne scheint, es gefühlt 3000 Grad sind, es regnet, Murmel-große Hagelkörner vom Himmel prasseln oder ob es friert oder schneit. Wie ich das hinbekomme?

Routine und eiserne Disziplin.

Letzten November musste ich schweren Herzens leb wohl zu meinem ersten, und auch vorerst letzten, Auto sagen. Seitdem bin ich auf zwei Räder mit einem Sattel und meine beiden Beine angewiesen.
Ausnahmen mache ich nur, wenn ich krank oder verletzt bin. Aber in solchen Situationen sollte jeder Mensch sowieso zu Hause bleiben.
Von November bis Juni waren es täglich rund 14 km – 7 km hin – 7 km wieder zurück. Am Anfang fiel es mir sehr schwer, mich jeden morgen dazu zu motivieren mit dem Rad zu fahren und nicht den Bus zu nehmen. Leichter gesagt als getan. Gerade im Winter, wo es auch morgens noch dunkel ist (dunkel, soweit man das in Frankfurt dunkel nennen kann), fiel es mir richtig schwer, die Routine beizubehalten.

Die Vorteile

Meine Motivation, um mit dem Rad zur Arbeit zu fahren?

  • Ich spare Geld, das für Tages-, Wochen- oder Monatskarten drauf gegangen wäre
  • Ich spare Geld, das für ein Auto, Versicherung, Reparaturen, Pflege und Steuer drauf gegangen wäre
  • Täglich ein Stück fitter werden
  • Auf dem Rad sicherer werden
  • Tägliche kurze Trainingseinheiten auf dem Rad
  • Mit dem Rad bin ich tatsächlich schneller, als mit dem ÖPNV
  • Ich muss weder am Arbeitsplatz noch zu Hause einen Parkplatz suchen
  • Ich kann Gedanken freien Lauf lassen und einen anstrengenden Tag besser verarbeiten/Frust herauslassen
  • Gutes für die Umwelt tun
  • Den Kindern auf der Arbeit ein Vorbild sein, dass man zum mobil sein kein Auto oder den ÖPNV benötigt

Warum ich mit dem Rad zur Arbeit fahre

Das sollte ja eigentlich Motivation genug sein. Mehr als genug. Dennoch war Herr Schweinehund morgens extrem laut und hartnäckig, sodass mit dem Rad zur Arbeit fahren extrem unattraktiv wirkte. Besonders im Dunkeln – besonders wenn es regnete oder einfach nur arg kalt war. Doch wohl oder übel musste ich da durch. Fürs Bus fahren war ich zu geizig und ein Auto als Ausweichmöglichkeit hatte ich auch nicht mehr. Zähne zusammenbeißen und los gehts war meine Devise. Und es hat sich nach knapp einem Jahr Radfahren zur Arbeit definitiv ausgezahlt.
Mittlerweile habe ich seit zwei Wochen einen neuen Job. Ich arbeite von nun an nicht mehr am äußersten Standrand von Frankfurt, sondern mittendrin, in unmittelbarer Nähe der Messe. Nun sind es auch keine 14 km mehr, sondern 20 km.

Für mich ist das mittlerweile ein Klacks. Morgens aufzustehen, um mich aufs Fahrrad zu quälen ist gar kein Problem mehr für mich – ganz im Gegenteil! Jeden morgen stehe ich auf und steige total routiniert aufs Fahrrad auf. Ich denke überhaupt nicht mehr daran, dass ich in dem Moment 10 km mit dem Rad zur Arbeit fahren muss – es geschieht einfach so.

Ich bin glücklich und zufrieden

Ich bin glücklich und zufrieden

Die Nachteile

Aber es gibt auch Nachteile, die mir ab und zu auffallen:

  • Jeden Tag benötige ich Wechselkleidung, manchmal sogar Wechselschuhe am Arbeitsplatz.
    Nicht nur, wenn es regnet und ich klatschnass an die Arbeit komme, muss ich mich umziehen. Jeden Tag habe ich auf dem Rad nun mal Radklamotten an. Im Sommer dünnere und weniger Schichten und im Winter natürlich mehrlagig und dickere Stoffe. Da Rad fahren nun mal eine körperliche Tätigkeit ist, schwitze ich auch – das ist ganz natürlich. Selbstverständlich möchte ich nicht acht Stunden am Tag in den verschwitzten Klamotten sein. Deswegen ziehe ich mich beim Ankommen und beim Verlassen der Arbeitsstelle um.
  • Gerade wenn es regnet oder arg kalt ist, macht es keinen Spaß. Nass zu sein und zu frieren plus Gegenwind ist einfach eine hässliche Kombination.
  • Rad fahren in der Stadt kann extrem gefährlich sein. Oft wurde ich schon von abbiegenden Autos oder LKWs übersehen, sodass ich extrem bremsen musste, um nicht überfahren zu werden. Viele andere Autofahrer nehmen wirklich nur sehr wenig Rücksicht auf uns Radfahrer. Oftmals parken Autos einfach mitten auf dem Radweg. Oder Mülltonnen/Sperrmüll wird dort hingestellt, damit es den Bürgersteig nicht blockiert. Oft wurde ich auch schon angehupt, aus unterschiedlichsten Gründen. Entweder konnten sie mich nicht überholen, ich war ihnen zu langsam oder ich fuhr ihnen nicht ausreichend rechts, sodass sie mich nur erschwert überholen konnten. Radfahrer sind genauso Verkehrsteilnehmer und gehören einfach zum Stadtbild dazu. Jeder sollte sich damit abfinden. Punkt.
  • Unzureichend ausgebaute Radwege. Schlaglöcher, fehlende Markierung oder nicht existente Radstreifen machen mir das Leben als Radfahrer schwer.

Lass dich nicht entmutigen

Mag jetzt vielleicht so wirken, dass die Nachteile überwiegen. Stimmt jedoch nicht.

  • Seitdem ich mit dem Rad zur Arbeit fahre, bin ich viel fitter geworden.
  • Meine Kondition und Kraft in den Beinen hat sich immens erhöht.
  • Anstiege kann ich problemlos hinauf fahren, ohne ein Sauerstoffzelt zu benötigen, wenn ich oben angekommen bin.
  • Meine Wadenmuskulatur wird immer definierter, was ich irgendwie ganz nice finde.
  • Ich verpeste die Umwelt nicht mehr mit Schadstoffen (den Reifenabrieb mal herausgenommen)
  • Ich spare viel mehr Geld. Kein Sprit. Keine Reparaturen. Keine Versicherung. Keine Steuer. Stattdessen Punkte bei der Versicherung sammeln, weil ich mich täglich körperlich betätige.
  • Ich kann mittlerweile (auf dem Stadtrad) freihändig fahren. Soll heißen, dass ich mich viel sicherer auf dem Rad fühle, weil ich besser mit dem Rad umgehen kann. Ich weiß jetzt, was mein Rad kann und wie ich mit ihm umgehen muss.
  • Ich muss keine überfüllte Bahn nehmen, muss mich nicht den Millionen Bazillen aussetzen und muss mich genauso wenig über die viel zu kalt oder warm-eingestellte Klimaanlage ärgern.
  • Besonders nach einen psychisch und physisch anstrengenden Tag tut mir das Rad fahren besonders gut. Ich kann den Tag verarbeiten und meine Handlungen reflektieren. Hilft mir total bei Stressbewältigung!

Also ist mit dem Rad zur Arbeit fahren schon Triathlon Training? Ich sage ja. Durch die tägliche Übung lernst du mit einem Fahrrad besser umzugehen, wirst beim Fahren sicherer und baust nebenbei noch ordentlich Kondition auf. Zudem kannst du auch intensiver/schneller fahren, um kurze Intervalle zu trainieren. Also ja, ich sehe es als tägliche Mini-Einheit ergänzend zum Training.

Also lass öfter mal dein Auto stehen und greife zu deinem Fahrrad. Es wird dir definitiv gut tun.
Dein Stoffwechsel wird angeregt, dein Herz Kreislaufsystem wird angekurbelt, die Fettverbrennung nimmt zu und der größte Vorteil für mich …

… ich komme jeden morgen hellwach auf der Arbeit an!
Also schnapp auch du dir dein Rad und fahr los.



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