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WM Vorbereitung: Zwischen Wettkämpfen und Urlaub

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Geschrieben von Isabelle Henrich

Es sind nun zwei Monate vergangen, als ich den Slot für die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Chattanooga ergatterte. Währenddessen ist viel passiert: Ich bin bei jeweils einer Sprint- und Halbdistanz gestartet, war im Urlaub in Kroatien und warte auf die kommenden zwei Wettkämpfe (olympisch und Teamsprint) bis es dann endlich in die USA geht. Wie ich die letzten zwei Monate meisterte, den Urlaub genießen und mich trotzdem auf die Triathlons vorbereiten konnte, erfährst du in diesem Trilife-Artikel.

Warum Sprint-Distanzen auch mal sein müssen!

Warum? Weil es einfach Bock macht und man den Spaß nicht aus den Augen verlieren soll! Klar, der Fokus liegt in diesem Jahr auf der Weltmeisterschaft, weshalb ich mich nicht richtig auf die anderen Triathlons vorbereiten werde. Man darf allerdings nie vergessen, warum man diesen Sport betreibt:

Der Möwathlon Sprinttriathlon in Mörfelden-Waldorf, bei dem ich gestartet bin, ist ein sehr familiärer Wettkampf in der Nähe meiner Heimat. Von daher kenne ich einige Leute, die dort an den Start gegangen und an der Organisation beteiligt waren, als auch am Streckenrand anfeuerten. Deshalb hatte ich einfach Lust darauf. Ich war zwar nervös, aber entspannter als bei anderen Wettkämpfen. Ich kam zum ersten Mal in meiner “Triathlon-Karriere” als erste oder zweite Frau auf die Radstrecke, konnte auf dem Rad mit Männern mithalten und hatte endlich wieder ein lockeres Laufgefühl. Ich wurde siebte Frau und gewann meine Altersklasse. Ich war einfach rundum glücklich.

Weiteres Highlight in Erlangen

Zwei Wochen später ging es weiter. Was eigentlich als zweites primäres Ziel in meiner Jahresplanung auftauchte, war nach dem Ergattern des WM-Slots im Kraichgau nebensächlich geworden: Die Halbdistanz in Erlangen (2km Schwimmen, 80km Radfahren, 20km Laufen).

Zwischendurch stellte ich mir Frage, ob ich an der Halbdistanz überhaupt teilnehme oder ob ich mich aufgrund meiner Laufverletzungen schonen sollte. Lange Gespräche mit meiner Ostheopathin führten zu dem Entschluss, dass ich es versuchen werde. Denn auch hierauf hatte ich mich lange Zeit gefreut. Mit Freunden hatte ich mir diesen Triathlon in Erlangen ausgesucht. Wir hatten uns abgesprochen, dieses Wettkampfwochenende zusammen zu verbringen und diese Distanz zu bestreiten.

Mein Ziel war es in den ersten beiden Disziplinen Vollgas zu geben und danach beim Laufen den Triathlon-Wettkampf locker zu beenden. Ich wollte, dass es meinen Beinen gut geht, mich nicht unnötig kaputt machen – vor dem Urlaub und gerade vor der WM im September. Es lief nicht alles super, allerdings konnte ich einige Erfahrungen daraus ziehen.

Es war ein Wasserstart, ich stellte mich weit vorn auf. Alle sprinteten los als würde der Wettkampf nach 400m Schwimmen schon zu Ende sein. Ich bekam viele Schläge ab, Leute schwammen über mich drüber, tunkten mich. Normalerweise komme ich beim Schwimmen immer gut in meinen Rhythmus, aber dieses Mal machte es mir erst nach einem Kilometer Spaß, als ich mehr Platz hatte. Daran merkte ich erst einmal wie wichtig es ist sich den richtigen Platz im Feld auszusuchen.

Beim Radfahren hatte ich meinen ersten richtigen Tiefpunkt erst bei Kilometer 60. Mit zwei langen, harten Anstiegen hatte ich im Voraus nämlich nicht gerechnet.

Doch mehr Gedanken machte ich mir übers Laufen. Ich hatte Angst, dass meine Beine Rückschritte machen, sich mein Schienbein meldet, sich meine Beine steif anfühlen. Ich hatte Angst aufgeben zu müssen. Ich hatte Angst meine kommenden Ziele nicht erreichen zu können. Doch ich versuchte jeglichen Druck beiseite zu schieben und mir vor Augen zu führen, dass es nicht nur um Leistung geht, sondern darum den Spaß am Laufen zurück zu gewinnen. Und jeder Schritt ohne Schmerzen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Mit Selbstgesprächen motivierte ich mich, versuchte während des Wettkampfes an meiner Technik zu arbeiten und wollte dabei nicht auf die Anderen achten. Aller Anfang ist schwer. So kam ich glücklicherweise immer besser in meinen Rhythmus. Ich lief nicht schnell, aber auch nicht langsam und sehr konstant. Meine Beine fühlten sich locker an und ich genoss den Triathlon in vollen Zügen bis zum Schluss.

In knapp unter 5 Stunden kam ich ins Ziel und konnte wirklich viel daraus lernen. Denn es geht wirklich nicht immer um den ersten Platz, sondern darum, dass man sich gut fühlt.

Erst einmal abschalten

Direkt nach dem Wettkampf ging es erst einmal in den Urlaub nach Kroatien. Dort besuchten mein Freund und ich meine Eltern. Aufgrund meiner Mitteldistanz im letzten Jahr konnte ich nicht dorthin fahren. Doch dieses Jahr habe ich wirklich alles dafür getan, dass es in meine Planung  passt. Denn ich wollte unbedingt Wakeboardfahren, tauchen und das klare, saubere Meer genießen.

Ich stellte mir, wie einige andere wahrscheinlich auch, die Frage:

“Darf man sich einen Urlaub innerhalb der Triathlonsaison gönnen?”

Ja! Entspannen und abschalten müssen auch mal sein. Es war ganz gut, dass ich direkt nach Erlangen in den Urlaub bin. Ich musste sowieso regenerieren und das geht doch im Ausland umso besser. Außerdem schrieb mir meine Trainerin auf, was ich dort an Training absolvieren sollte. Laufen kann man doch überall, Schwimmen im Meer macht richtig viel Spaß und durch das Wakeboard- und Monoskifahren werden viele Muskelgruppen angesprochen. Durch das alternative Sportprogramm blieb ich fit und konnte trotzdem den Urlaub genießen.

Letzte Stopps vor der WM

Kommende Woche steht dann noch eine olympische Distanz in Rodgau an, bei der ich relativ unvorbereitet an den Start gehen werde und zudem meine Triathlonmannschaft in der Liga unterstütze. Man kann sich leider nicht auf alles top vorbereiten. Aber auch hier versuche ich meinen eigenen Wettkampf zu machen, alles aus mir herauszuholen und den Sport zu genießen. Anfang September steht noch ein Teamsprint an – genau einen Tag bevor ich nach Chattanooga fliege. Ich werde dort meine Mannschaft hauptsächlich in den ersten beiden Disziplinen unterstützen.

Dieses Jahr ist es wirklich viel. Und ich kann jetzt schon sagen: Aus jedem kurzen oder langen Wettkampf lerne ich erneut dazu. Ob es das Wettkampfmaterial betrifft, die Wettkampfstrategie, der Umgang mit Verletzungen oder ganz andere, unvorhersehbare Dinge. Im Vordergrund steht allerdings, dass ich wieder richtig Laufen kann und mich von Außen nicht zu sehr unter Druck gesetzt fühle. Denn ich mache das schließlich alles für mich ganz allein.

 

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