Freiwasserschwimmen: So gelingt dir der Start in der unbekannten Umgebung | Shuru.de
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Freiwasserschwimmen: So gelingt dir der Start in der unbekannten Umgebung

Freiwasserschwimmen: Zwei Schwimmer im See mit einem Schwan
Avatar von Max
Geschrieben von Max
Wissenslevel    

Die meisten Triathlon Wettkämpfe beginnen mit Freiwasserschwimmen im See, Fluss oder Meer. Nur die Wenigsten im Schwimmbad. Bist du schon mal in einem See oder im Meer geschwommen? Da sind am Boden leider keine Linien oder Leinen auf der Oberfläche, die dir die Strecke markieren. Vielleicht macht aber auch genau den Reiz aus? Endlich mal etwas anderes sehen als den Boden des Schwimmbads? Was auch immer dich an den See bringt, du solltest auf ein paar Dinge achten und vorher einplanen.

Warum solltest du Freiwasserschwimmen trainieren?

Es gibt viele Gründe, warum du das Schwimmen im See unbedingt mal ausprobieren solltest. Möchtest du bei einem Wettkampf starten, der in einem See stattfindet, dann ist es Pflicht, dass du dort vorher trainierst und diese Umgebung kennenlernst. Die wenigsten Seen oder Flüsse sind wie das Wasser im Schwimmbad: Bei Vielen ist es so, dass du kaum weiter als den ausgestreckten Arm schauen kannst. Im Wettkampf kommen noch die vielen Arme und Beine der anderen Athleten dazu. Das ist eine sehr merkwürdige, neue Situation, bei der du schnell Panik bekommen kannst, wenn du es vorher nicht kennst.

Genau das macht aber auch den Reiz aus: Es ist eine komplett neue Umgebung, bei der du mit vielen neuen Reizen arbeitest. Das Wasser fühlt sich anders an, du musst dich richtig orientieren und die Strömung fordert dich, dass du ständig aufmerksam bleibst. Das ist besonders nach den vielen Trainingsstunden im Schwimmbad eine tolle Möglichkeit aus der Routine auszubrechen und Abwechslung zu schaffen. Nach der Eingewöhnungsphase ist es schon fast wieder traurig zurück ins Schimmbecken zu gehen.



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Im Sommer sind viele Freibäder voll mit Menschen, die beim Schwimmen meistens stören. Außerdem ist das Wasser recht warm, wodurch das Schwimmen anstrengender ist. Hingegen ist es im See ein paar Meter vom Ufer entfernt schon fast meditativ ruhig. Der See ist um einige Grad kühler, weshalb das eine tolle Möglichkeit, dass du mal deinen Neoprenanzug ausprobierst. Diese zweite Haut lässt dich oben schwimmen und gibt dir ein Gefühl der Sicherheit.

Worauf du achten solltest

Wie bereits erwähnt, ist das Freiwasserschwimmen gewöhnungsbedürftig. Das Wasser, die Strömung und die Orientierung fordern dich viel mehr als im Schwimmbad.

Wie orientierst du dich im See?

Die wohl wichtigste Frage ist, wie du dich orientierst. Im Schwimmbecken hast du die Linien auf dem Boden oder die Leinen an der Oberfläche. Das gibt es im See selten. Beim Kraulschwimmen nimmt man den Kopf normalerweise nur zur Seite. Das Problem hierbei ist jedoch, dass wir den Abstand zum Ufer nicht genau abschätzen und somit nicht geradeaus schwimmen können.

Hinzu kommt noch eine natürliche Strömung an der Wasseroberfläche, die durch den Wind oder Wirbel unter der Oberfläche entstehen können. Diese lassen dich von der gerade Schwimmlinie abkommen, ohne dass du das merkst.

Die Lösung ist, dass du alle paar Züge einen Blick nach Vorne machst. Suche dir am Ufer, auf das du zuschwimmst, einen Punkt, in dessen Richtung du schwimmst. Fixiere ihn und schwimme immer in diese Richtung. Um einen Blick nach vorne zu haben und gleichzeitig kein Tempo zu verlieren, gehst du wie folgt vor: Bevor du zur Seite atmest, nimmst du deinen Kopf nach vorne aus dem Wasser, jedoch nur ein paar Zentimeter, sodass du über die Wasseroberfläche schauen und deinen fixierten Punkt finden kannst. Erst danach drehst du den Kopf seitlich so, sodass du atmen kannst. Machst du das regelmäßig und häufig, ist es nicht schlimm, wenn du mal bei einem Blick nichts siehst – das häufige Schauen hilft dir einen “verpatzten Blick” auszugleichen.

Freiwasserschwimmen: Orientierung im See

Freiwasserschwimmen: Orientierung im See

Üben kannst du das schon im Schwimmbad. Alleine funktioniert das, indem du immer wieder versuchst das Bahnende über Wasser anzuschauen. Hast du einen Partner oder Trainer, so kann er dir am Beckenrand mit den Händen Zahlen anzeigen, die du versuchst zu sehen.

Streckenaufzeichnung

Ein Nachteil ist, dass du nur schwer deine zurückgelegte Distanz messen kannst. Sportuhren mit GPS funktionieren unter Wasser technisch-bedingt nicht. Dennoch können sie in der kurzen Überwasserphase des Arms das GPS Signal aufzeichnen – die Qualität ist aber stark abhängig von der Uhr. Mit meiner Garmin Forerunner 735XT klappt dies erstaunlich gut. Eine andere Möglichkeit ist die grobe Abschätzung über die Zeit und Armzüge. Kennst du deine durchschnittliche Zeit für 100 oder 1000 Meter kannst du die Zeit stoppen und somit zumindest grob die Distanz schätzen. Das Gleiche gilt für die Armzüge. Zeichnet deine Uhr diese auf und kennst du deine Zuglänge, kannst du daraus deine Distanz berechnen.

Trage eine Schwimmbrille

Was du unbedingt brauchst ist eine Schwimmbrille. Obwohl Badeseen stark kontrolliert werden, haben einige Leute immer wieder Probleme mit den Augen, nachdem sie im See waren. Auch hilft sie dir, dich über Wasser direkt zu orientieren und Wellen und Wasserspritzer von den Augen fernzuhalten.

Je nach Menge des Sonnenlichts und der Stellung der Sonne macht eine grau-getöne Brille und eventuell ein Polarisationsfilter in den Gläsern Sinn. Auf jeden Fall sollte sie einen großen Blickradius bieten, damit du deine Umgebung gut wahrnehmen kannst. In unserem großen Schwimmbrillen-Guide findest du viele weitere Tipps dazu.

Vermeide Wasser zu schlucken

Aus dem Grund, warum du eine Schwimmbrille für die Augen brauchst, solltest du auch üben wenig Wasser zu schlucken. Verdrecktes Wasser kann schnell zu Magen-Darm-Problemen führen, wie man 2010 beim Ironman 70.3 in Wiesbaden festgestellte. Einfacher Tipp: Hebe den Kopf beim Schwimmen einfach ein Stück weiter aus dem Wasser. Dadurch drehst du deinen Oberkörper etwas mehr, was du durch Stabi-Training jedoch ausgleichen kannst.

Bleib sichtbar

In einigen Seen ist auch das Bootfahren erlaubt. Um gesehen zu werden, eignet sich eine gelbe oder rote Badekappe. Sie hebt dich deutlich vom Wasser ab und ist auch aus der Ferne gut sichtbar. Ein Trockensack aus dem nächsten Tipp kann dir dabei auch helfen.

Wertsachen aufbewahren

Damit du deine Wertsachen nicht am Ufer liegen lassen musst, kannst du dir einen Trockensack zulegen. Diese schwimmen an der Wasseroberfläche und sind zu 100% dicht. Nimmst du ihn dir in rot oder gelb, hilft es dir, dass du gesehen wirst. Im Notfall kannst du ihn auch als Schwimmhilfe nehmen.

Notfall-Boje

Fühlst du dich unsicher in freien Gewässern? Dann kann dir auch eine Notfall-Boje helfen. Sie ist handlich klein und kann einfach befestigt werden. Benötigst du sie, ziehst du am Auslöser und die Boje bläst sich mit CO2 auf. Der Hersteller RESTUBE bietet hierfür eine tolle Lösung an. Wie haben den RESTUBE getestet und dazu einen Testbericht geschrieben.

In Kürze

Im See schwimmen solltest du auf jeden Fall einmal. Es ist ein unvergleichliches Erlebnis und bietet im Sommer eine tolle Abwechslung zum überfüllten Freibad. Startest du bei einem Wettkampf, der im See beginnt, ist es sogar Pflicht – denn das Freiwasserschwimmen ist etwas komplett Neues. Achte auf ein paar Dinge und befolge die Tipps oben und dir steht dem Spaß nichts im Wege.

 



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Quellen:
Ausbilderhandbuch Rettungsschwimmen der DLRG, Neuauflage 2009, 2. korrigierte Auflage 2012, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (Hrsg.), Bad Nenndorf.

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