Fast jedes Kind lernt beim DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) schwimmen. Doch nur verhältnisweise wenige bleiben wirklich dabei. Die meisten Menschen, mit denen ich über das Rettungsschwimmen sprach, assoziierten damit lediglich Anfängerkurse für Kinder, die dazugehörige Abzeichenabnahme (z.B. das Seepferdchen) oder die Badeaufsicht am See bzw. Schwimmbad.
Dabei ist Rettungssport total vielfältig und abwechslungsreich. Ich übe diese Sportart schon seit meiner Kindheit aus. Zwischendurch habe ich mich mehr dem Leistungsschwimmen gewidmet und nun bin ich im Triathlon tätig.
Als ich allerdings mit dem Triathlon anfing, schwamm ich die Trainingspläne vom Rettungsschwimmen. Und heute sind immernoch einige Elemente vom Rettungsschwimmen dabei. In diesem Artikel möchte ich dir einen Einblick in diese faszinierende Sportart geben und zeigen inwieweit dies für dein Triathlon-Training von Nützen sein kann.
Rettungssport ist mehr als nur plantschen
Der Grundgedanke hinter dem Rettungssport ist Menschen vor dem Ertrinken zu Retten. Und das auf schnellstem Wege. Der Sport entstand aus dem Training der Rettungsschwimmer. Denn sie mussten sich am und im Wasser fit halten und für den Ernstfall eine gute Reaktionsfähigkeit besitzen. Ähnlich wie bei der Feuerwehr und ihren Meisterschaften.
Dieser Sport hat sich weiterentwickelt und ist professioneller geworden. Mittlerweile gibt es eine Vielfalt an Wettkämpfen auf nationaler und internationaler Ebene im Freigewässer und Pool. Diese reichen bis zu den World Games, den Trendsportarten, die nicht olympisch sind. Bei den Weltmeisterschaften kann die deutsche Nationalmannschaft vorne mitspielen.
In den vielen Disziplinen schulst du deine Koordination, indem du z.B. unter Hindernissen durchtauchst. Dabei musst du den richtigen Moment beim Kraulschwimmen abpassen, wann du untertauchst. Deine Muskelkraft im Oberkörper stärkst du, da du Puppen mit und ohne Gurtretter abschleppst. Aber auch die Kraft in deinen Beinen förderst du durch das Schwimmen mit Fieberglas-Flossen.
Zudem gibt es viele technische Aufgaben zu erfüllen, die mit einigen Regeln einhergehen. Somit besteht die Gefahr durch Fehler Strafpunkte zu bekommen. Dies macht einen Wettkampf umso spannender, da nicht nur die schnellsten Schwimmer weit vorne landen, sondern die, die alles richtig machen.
Jeder Sportler findet seine Lieblingsdisziplin, ob im Schwimmbad oder Freigewässer. Das Training ist vielfältig und kann nie langweilig werden.
Schwimmbad-Disziplinen
Damit du besser nachvollziehen kannst, wie du das Training gestalten kannst, musst du natürlich erst wissen worauf hintrainiert wird – also das Ziel definieren. Deshalb stelle ich dir in Kürze die Disziplinen ab Altersklasse Offen (19 Jahre und älter) vor. Es gibt sechs Pool-Disziplinen, von denen du vier auswählen musst. Die Strecken für die Jüngeren sind hiervon abgewandelt und bis zwölf Jahren wird noch kein Puppe geschwommen.
50m Puppe: 25m Freistil, vollgefüllte Puppe (ca.50kg schwer) muss vom Beckenboden innerhalb von 5m aufgenommen werden, 25m Puppe abschleppen
100m Puppe mit Flossen: 50m Freistil mit Flossen, Puppenaufnahme innerhalb 10m, 50m Puppe mit Flossen
100m Kombinierte Rettungsübung: 50m Freistil, 17,5m Tauchen, Puppenaufnahme, 32,5m Puppe abschleppen
100m Lifesaver: 50m Freistil mit Gurtretter und Flossen, halbvollgefüllte Puppe wird am Beckenrand von einem Helfer festgehalten, der Schwimmer klinkt den Auftriebskörper des Gurtretters um die Puppe herum und schwimmt damit weitere 50m.
200m Super Lifesaver: 75m Freistil, Puppenaufnahme, 25m Puppe, Puppe fallen lassen und Flossen sowie Gurtretter anziehen, danach die 100m Lifesaver wie zuvor beschrieben.
200m Hindernis: Nach 12,5m ist ein Hindernis (ca. 70cm tief) an den Leinen befestigt. Der Schwimmer schwimmt 200m Freistil und muss achtmal unter dem Hindernis durch tauchen.
Bei den eben vorgestellten Diszplinen gibt es einige Regeln, die du als Schwimmer befolgen musst. Diese werde ich allerdings nicht weiter erläutern, da es den Rahmen des Artikels sprengen würde.
Nutzen des Rettungsschwimmtrainings
Wenn du dein Rettungsschwimmtraining planst, schwimmst du selten die ganze Disziplin wie im Wettkampf durch. Und du kombinierst kein Hindernisschwimmen mit Puppe ohne/mit Flossen. Wie in jedem anderen Trainingseinheitenplan konzentrierst du dich auf eine bzw. zwei Hauptserien.
Das kann beispielsweise so aussehen:
- Einschwimmen: 300m beliebig
- 4x50m Hindernis GA 2 P:15sec.
- 200m Hindernis GA 1
- 4x50m Hindernis GA 2 P:15sec.
- 200m Hindernis GA 1
- 100m beliebig locker
- 2x100m Hindernis oberes GA 2 P:20
- 4x50m Hindernis progressiv P: 15
- 2x100m Hindernis oberes GA 2 P:20
- 4x50m Hindernis progressiv P: 15
- Ausschwimmen: 200m beliebig
Hierbei ist es auch möglich den ersten Teil bis “100m locker” mit Hindernis zu schwimmen und den zweiten Teil nur Kraul oder umgekehrt.
Ein zweites Beispiel mit Puppe:
- Einschwimmen: 300m beliebig
- 10x50m= 1) 15m Delfin Beinschlag Tauchen, 35m Kraul 2) 25m Kraul, 10m Tauchen, 15m Kraul P:20sec
- 100m Flossen Einschwimmen
- 4x100m= Flossen 50m Kraul, 50m Puppe P: 20
- 200m Rücken Beinschlag mit Flossen
- 4x75m= Flossen 25m Delfin Beinschlag Tauchen, 25m Kraul, 25m Puppe P:15
- 100m beliebig locker ohne Flossen
- 4x200m Kraul Tempowechsel 1) 50m Kraul sprint, 150m Kraul locker 2) 50m Kraul locker, 50m Kraul sprint, 100m Kraul locker 3) 100m Kraul locker, 50m Kraul sprint, 50m Kraul locker 4) 150m Kraul locker, 50m Kraul sprint P: 30
- Ausschwimmen: 200m beliebig
Für Rettungssportler ist es wichtig eine gute Lungenkapazität zu besitzen. Deshalb ist es im Training sinnvoll regelmäßig deine Atmung durch verschiedene Übungen zu fördern. Es ist aber auch möglich, Lagen in den Trainingsplan mit einzubringen.
Freigewässer-Disziplinen
Doch nicht nur im Schwimmbad kann dir der Rettungssport für den Triathlon neue Reize setzen, sondern auch im Freigewässer.
Brandungsschwimmen (Surf Race): Du startest vom Strand aus, rennst ins Wasser, schwimmst eine Strecke von 400m und rennst wieder raus ins Ziel. Manchmal wird diese Disziplin als Run/Swim/Run ausgetragen. Hierbei ist die Laufstrecke etwas länger als beim Surf Race.
Rettungsbrett (Board Race): Mit dem Rettungsbrett startest du vom Strand aus, rennst ins Wasser und springst auf das Board- entweder liegend oder auf den Knie. Du absolvierst eine Strecke von 600m.
Rettungsski (Surf Ski Race): Mit dem Ski startest du aus knietiefem Wasser. Nach dem Startsignal springst du rein und paddelst eine Strecke von 700m.
Rettungstriathlon: Hierbei werden die drei vorher genannten Disziplinen hintereinander absolviert. Die Reihenfolge wird vorher ausgelost.
Beach Flags: Aus der Bauchlage musst du dich nach dem Startsignal umdrehen und zu einem Stab ca. 20m sprinten. Da weniger Stäbe als Wettkampfsportler vorhanden sind, scheiden bei jedem Durchgang Sportler aus.
Beach Sprint: Du sprintest am Strand eine Strecke von 90m.
Bei allen Disziplinen im Freiwasser brauchst du eine gute Reaktionsgeschwindigkeit. Das Training hierfür ist allerdings aufwendiger, da das Rettungsski und Rettungsboard an den See transportiert werden muss. Doch wenn du bisher noch gar nichts von solchen Disziplinen gehört hast, kannst du einfach mal Beach Flags, Beach Sprint oder Surf Race ausprobieren. Macht auf jeden Fall viel Spaß mit einer Gruppe und gibt die eine neue Energie fürs Laufen und Schwimmen.
Warum dieser Artikel?
Ich wollte dir mit diesem Artikel einen Einblick in den Rettungssport geben. Denn einigen ist gar nicht bewusst, dass der DLRG mehr zu bieten hat und Rettungsschwimmer ganz schön was drauf haben. Außerdem ist es immer von Vorteil ab und zu von dem “normalen” Triathlon-Training Abstand zu nehmen und neue Reize für deinen Körper, Kopf und deine Motorik zu setzen. Ob du jetzt Schwimm-Anfänger oder Fortgeschrittener bist, du wirst mit den Rettungsschwimmübungen garantiert flexibler und kraftvoller. Und du bringst Abwechslung in dein Training und kannst langfristig Fortschritte für den Triathlon-Wettkampf erzielen.
Triathleten nutzen oft die Off-Season dazu neue Sportarten auszuprobieren und “einfach mal was anderes” zu machen. Rettungsschwimmen kannst du allerdings das ganze Jahr über in dein Training mit einplanen.
Als ich mit dem Triathlon anfing schwamm ich mit Hindernissen und Puppen und fand, dass ich für die Triathlon-Wettkämpfe stärker wurde. Das Einzige, was ich in meinem Training veränderte, war, dass ich weniger mit Flossen schwamm. Das lag an dem erhöhten Rad- und Lauftraining. Die Fieberglas-Flossen hätten meine Beine und Füße zu sehr beansprucht.
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http://tinongo.de/sportarten/einzelsportarten/ist-rettungssport-der-richtige-sport/
https://www.dlrg.de/fileadmin/user_upload/DLRG.de/rettungssport_ab_2013/regelwerke/Regelwerk-Rettungssport-2016.pdf
[…] wusste ich nicht, dass “Rettungsschwimmen” eine eigene Sportart ist. Daher hat mich dieser Beitrag von Shuru sehr […]